von MadisonBJules
„Zwei Tage, dann bin ich hier weg.“ schimpft Emma und stapft aus dem Zimmer. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Schon als klar war, dass Nora auch dabei sein wird, hätte sie absagen sollen. Natürlich wäre Karo dann beleidigt gewesen und hätte mindestens eine Stunde nicht mit Emma geredet, aber am Ende hätte sie es verstanden. So war Karo eben. Ihr Herz war einfach zu groß, sonst wäre Nora gar nicht hier.
Als Emma in ihrem Zimmer ankommt, ist ihre Wut schon verflogen. Mit Nora wird sie schon fertig werden. Emma hat immerhin nicht oft die Gelegenheit diesen atemberaubenden See zu genießen. Das Hotel gehört Karos Eltern und einmal im Jahr dürfen Karo und ein paar Freunde in der kleinen Angelhütte, direkt am See, ausspannen. Letztes Jahr war Nora mit Emmas Exfreund im Bett, während Emma mit Karo am See war. Emma war wütender auf Nora, als auf ihren Freund, obwohl Nora nicht mal wusste, dass Kai eigentlich Emmas Freund war. Zu Karo hatte Nora gesagt, dass es ihr unendlich Leid tue und dass es niemals passiert wäre, wenn sie von Emma gewusst hätte. Karo hat dann versucht zu vermitteln, aber Emma konnte trotzdem nicht vergessen, was Nora und Kai gemacht haben. Emma hatte sich auch sofort von Kai getrennt. Es dauerte Wochen, bis Emma wieder einigermaßen klarkam.
Am Nachmittag spaziert Emma am See entlang. Die Sonne strahlt und es ist angenehm warm. Emma setzt sich ans Ufer und streckt die Zehen ins Wasser. Eine Weile schaut sie auf das Wasser und beobachtet seine Bewegung. Sie beobachtet, wie sich ihr Gesicht im Wasser spiegelt und verschwimmt. Plötzlich ist über ihr ein Schatten und neben ihr erscheint Noras Gesicht. Ihre Augen sehen verquollen aus. Gerade als Emma sich umdrehen will, um Nora wegzuschicken, sagt Nora: „Warte. Bitte gib mir nur zwei Sekunden.“
Emma beißt sich auf die Lippe, nickt dann aber und hält die Luft an, während Nora leise versucht die richtigen Worte zu finden. „Es tut mir leid Emma. Ich wusste wirklich nicht, dass du mit Kai zusammen warst. Er hat gesagt, er hätte keine Freundin. Weißt du Emma, ich mag dich und es macht mich so traurig, dass wir jetzt keine Freundinnen mehr werden können. Aber vielleicht kannst du mir eines Tages verzeihen und wir können von vorne anfangen. Ich reise ab, dann kannst du deinen Urlaub genießen. Bis dann.“Bevor Emma antworten kann, verschwindet der Schatten und Noras Gesicht ist verschwunden. Verwirrt und sprachlos sitzt Emma da, wie eine Figur aus Stein. Karo kommt rufend aus der Hütte.
„Emma, Nora ist weg.“ ruft Karo. „Ja, sie hat mir gesagt, dass sie abreisen will. Wegen der Sache mit Kai. Ich hab ihr sagen, dass sie das nicht braucht, aber da war sie schon weg.“ erklärt Emma, als Karo bei ihr ist. Karo schüttelt den Kopf. „Ihre Sachen sind alle noch in der Hütte. Ich meine echt alles. Außerdem wollte sie schwimmen gehen. Sie trägt nur ihren Bikini.“ sagt Karo. „Na ja, vielleicht hat sie es sich anders überlegt.“ Emma zuckt mit den Schultern.
Auf der anderen Seite des Sees sammeln sich etliche Menschen. „Hier!“ schreit eine Frau. „Oh nein, das arme Ding.“ jammert eine andere Frau. „Weg da!“ ein kräftiger Mann zieht etwas aus dem Wasser. Emma und Karo halten die Luft an.
© MadisonBJules 2023-06-29