von Julia Wolf
Unvermeidlich â nicht wahr? Ich denke gerne, dass wir es waren. Denn in diesem Fall, war ich zumindest nicht dumm genug â dir zu vertrauen war nicht meine Schuld.
Gestern habe ich das verstanden; erstmals habe ich gelacht bei einer Erinnerung an dich. Weil es wirklich lustig ist, wie viel meiner Zeit an dir verschwendet worden ist.
Ich habe angefangen einzelne Rosen aufzustellen. In deiner Lieblings-Kristallvase, so wie du es immer tatest. Nie fĂŒlle ich sie mit Wasser auf â Ich beobachtete wie die Blumen zerbröckelten, zu Boden fielen als grauer Staub. Was fĂŒr eine sĂŒĂe Erinnerung, dass ein âwirâ nicht mehr existiert und eine rote Rose hat keinen Platz in meinem Leben hat. Was fĂŒr eine schöne Geste von dir, zu versuchen, eine tote Blume zu Leben erwecken zu lassen.
Rotes Motorrad, rotes Hemd, rotes Blut an deinen HĂ€nden, das du von meinem blutenden, gebrochenen Herzen gefangen hast. Rote Lippen, dunkle Augen, rote LĂŒgen aus Samt, die dir von der Zunge rollen. Peinlich, wie lange habe ich ihnen glaubte. So ironisch, dass du einst auch ein Engel warst. Nicht zu fassen, wie schnell du böse werden kannst â
Ich beobachte deine Finger dabei wie sie mit dem Abzug spielen. Bereit zu schieĂen, sobald sie es beschlieĂen. Bereit mich zu treffen, mir zuzusehen wie ich um mein Leben bettle. WĂ€hrend du nur stehst, dich darauf einlĂ€sst, beobachtest, wie das Leben meine Augen verlĂ€sst.
DafĂŒr waren deine Augen umso lebendiger. Ich habe beneidet wie bei allem, was du tatest, du Feuer in den Augen hattest. Und alles, was du berĂŒhrtest, brannte. Ich bewunderte, wie mein Körper langsam immer grauer wurde und zu Boden fiel, um ihn mit Asche zu bedecken. War so stolz, dass du mich gewĂ€hlt hattest, dein Lagerfeuer sein. Jedes Mal haben mich deine Augen aufs Neue ĂŒberzeugt dieses Mal bist du gekommen, um mich endlich zu heilen, mich bloĂ zu wĂ€rmen. Aber im Laufe der Zeit wanderte ich immer tiefer in den dunklen Wald hinein. Ich verlor das Licht und erkannte du warst wieder hier, um mich krankzumachen. Du wusstest, dass ich Angst habe vor der Dunkelheit, trotzdem, oder etwa deswegen, fĂŒhrtest du mich in den Wald. Ohne Ausweg, nahende Nacht. Was hast du nur mit mir gemacht?
Du hast keine Ahnung, wie es ist eines Tages entdecken; ein Mensch ist kein Zuhause. Du darfst dich nicht auf ihn verlassen. Er wird sich nicht entscheiden dein sicherer Ort zu sein. Wird versuchen sein Herz aufzuteilen und dir nur WĂ€nde bieten, ohne Dach.
Ich bin zu leise gegangen, oder? Das Haus stand zu still, nicht? Vielleicht ist sie in ihrem ganzen Leben weniger dramatisch als ich an einem Tag. Aber ich weiĂ, dass du nicht so sein kannst â immer alles lĂ€uft mit ihr nach Plan. Du brauchst stĂ€ndig was zu kichern. Mit ihr wird dir langweilig, das kann ich dir versichern. Und wenn deine Erinnerungen zu blinken beginnen wirst du dich an die Tage erinnern, in denen wir zwei noch bei einander waren, an denen wir frei durch das Leben rannten.
© Julia Wolf 2022-08-31