von Erika Eck
Wie so viele Jugendliche hatte auch ich in meiner Jugend den Traum, ein großer Tennisstar zu werden! Es war gerade unheimlich modern, Tennis zu spielen, die Tennisclubs schossen aus dem Boden wie die „Schwammerl“! Natürlich braucht man zum Tennisspielen die richtige Ausrüstung und so ging es darum, den richtigen Schläger zu kaufen und natürlich auch über das richtige „Outfit“ zu verfügen! Und da ich nicht „wildes“ Tennis spielen wollte, sondern alles von der Pike auf zu lernen beabsichtigte, absolvierte ich einige sündteure Tenniskurse!
Sie halfen nicht viel, ich spielte mehr schlecht als recht, aber ich hatte trotzdem Freude am Sport und redete mir ein, mit der Übung würde es sicher besser werden! Schließlich überredete ich meine Nachbarin und Freundin, sich auch im Tennisclub anzumelden, mit dem Hintergedanken, dass ich einen Vorsprung von einigen Kursen hatte und ich jederzeit einenTennis – Partner zum Üben hätte!
Gesagt, getan! Ich konnte Dorli dazu bringen, sich beim Tennisclub anzumelden, sich eine Tennisausrüstung zu kaufen und so konnte es losgehen! Wir wollten unsere erste Trainingseinheit absolvieren! Stolz zeigte ich ihr „Vorhand“ und „Rückhand“ und wähnte mich schon als ihr großer Tennislehrer!
Aber – oh weh! Schon beim ersten Schlag merkte ich, dass ich keinem Anfänger gegenüberstand, sondern einem gewaltigen Naturtalent! Sie fegte mich vom Platz und nach einer Stunde war ich fix und fertig und die Zunge hing mir aus dem Mund! Ich hatte mich gewaltig verschätzt und ich konnte meine vielen, teuren Kurse vergessen, Dorli hatte das Zeug zum echten Tennisprofi!
Zuerst schob ich alles auf meinen Tennisschläger! Ich hatte wahrscheinlich den falschen Schläger gekauft, ein neuer musste her! Aber als sich einige Tage später das gleiche Procedere wiederholte, wuchs mein Frust gewaltig und ich musste schweren Herzens einsehen, dass mein Talent bei Weitem nicht reichte, meine Freundin einzuholen! Sie war ein Naturtalent und blieb es auch!
Wie die Geschichte weiterging!? Nach einiger Zeit verlief sich mein Tenniseifer sprichwörtlich im Sand, ich wollte nicht mehr spielen und ich hatte berufsbedingt auch weniger Zeit! Einige Jahre blieb ich noch passives, zahlendes Mitglied im Tennisclub, aber irgendwann wandte ich mich einer anderen Sportart zu, wo man keine Kurse und kein Talent brauchte: dem Radfahren!
Und meine Freundin Dorli? Sie blieb am Ball und spielte in ihrer Freizeit liebend gerne. Sie wurde bald von anderen Clubs eingeladen, mitzuspielen und baute sich eine große „Tennisfamilie“ auf. Immer wieder wurde sie geholt, wenn jemandem eine Partnerin fehlte und sie spielt heute nach vielen Jahren noch Tennis mit großer Begeisterung!
Sie ist in einem der Tennisclubs schon einige Jahre die Nummer Eins und ich bin mächtig stolz auf sie, denn manchmal fühle ich mich als ihre „Entdeckerin“! Meine Tennisausrüstung ist veraltet, ans Spielen denke ich nicht, es fehlt mir auch der Ehrgeiz!
© Erika Eck 2020-07-16