von metaphrasant
„Der macht nichts, der will nur spielen“ will ich mir irgendwann auf ein T-Shirt drucken und der Tag kommt näher. Über das Satzzeichen am Ende des Satzes bin ich mir unschlüssig; vielleicht nehme ich alle. Das macht wohl den meisten Sinn, wie ich zu meinem Unbehagen feststellten durfte.
Wie es mir mein Interesse gebot, bin ich kürzlich am Strand der Psychospielchen angeschwemmt worden. Da ich Spieler, wie auch Bespielter bin, wollte ich die eine oder andere Erfahrung nicht wiederholen. Ich rieb mir die Hände und las los, was der Autor über das Modell von Berne so zu sagen hatte. Wenn ich die Funktionalität des Spiels kenne, dann kann ich mit dem Spiel spielen – so der Plan um das Konzept.
Ich las über die Rollenspielenden: Retter, Opfer und Verfolger. Ich erwischte – erst andere, dann mich. Von sabbernder Hybris zu triefenden Fluchtgedanken. Das kleine Männchen mit dem großen Hammer war da und das, das sich so täuschend echt als Topfpflanze tarnen kann.
Ich las über das Dramadreieck, das nicht umsonst so heißt. Das Spiel folgt zuweilen seinem Verlauf, bis zu dem Punkt, den man aus Kindertagen kennt: „Bis eins plärrt.“ Wer das nicht kennt, dem rate ich zu Beobachtungszwecken zu einem Besuch auf einem beliebigen Kinderspielplatz. Mit etwas Glück spielen die Eltern dann auch noch mit.
Kinder spielen Mensch-ärgere-dich-nicht, Eltern spielen Schach, andere Erwachsene spielen Zuschauen. Daraus ergibt sich dann ein wilde Mischung, rhetorisch und wild gestikulierend einen springenden Punkt klar machend: Gewinnen wollen. Der Wille will Recht haben, die Wut hat Recht.
Man schüttelt den Kopf, bis man selber drinsteckt. Dabei – so las ich – fängt immer alles so einfach an: Spielende machen ein Spielangebot, gemäß der Lieblingsrolle. Darauf wird eingegangen, auch gemäß der Lieblingsrolle. Wir sind zwar Generalisten, aber irgendwo muss man ja anfangen. Ich wollte da raus, weswegen ich überhaupt angefangen hatte zu lesen. Erneut entdeckte ich mich als „happy-end-versaut“.
Da saß nun mit der Gewissheit: Ich komme da nicht raus. Das kleine Männchen mit dem großen Hammer verfolgte die Topfpflanze und der Retter in mir zuckte nur die Schultern. Flurchtpunkt: Hingabe. Zum Glück las ich weiter bis zu der Stelle, an der die Stufen des Spiels von konstruktiv zu destruktiv beschrieben wurden. Das bot Raum. Wenn ich schon nicht anders als spielen kann, dann kann ich vielleicht aufhören, bevor das Spiel nur noch gespielt wird, wenn es ums Gewinnen geht. Das „happy through“ liegt im nicht-Durchziehen.
Ich hatte bei Welwood gelesen, dass das grundlegende Problem in der Kontraktion hinein ins Ego liegt. Das Unbehagen findet dadurch ein Hintertürchen: Im Raum bleiben und Raum lassen lautet wohl die Übung. Für den Moment hat sich der Satz geändert: „Der macht nichts – der will nur Spielraum“ Ich frage mich, ob sich was für die Rückseite ergibt.
© metaphrasant 2020-08-20