Sporen – Teil 5

Christian Schleich

von Christian Schleich

Story

Der Spiegel im Bad hing nun. Und Rebecca nutzte ihn auch schon, denn sie machte sich gerade bereit, um an diesem Abend auszugehen. Dass Zuhause noch viel zu tun war, störte sie nicht. An diesem Tag ging es nur darum Mal etwas anderes zu tun. Etwas, das nicht mit Arbeit zu tun hatte. Auf einmal hatte sie wieder diesen Gestank in der Nase. Langsam machte sie das wütend, nicht zu wissen, was es war oder wo es herkam. Sie hatte schon die gesamte Wohnung durchsucht, aber nichts gefunden. Doch wieder war der Geruch schnell wieder verflogen. Wobei es Rebecca so vorkam, als würde er von Mal zu Mal länger anhalten. Dann flog der Hauch noch einmal vorbei und das löste in Rebecca so einen Ärger aus, dass sie den Lippenstift, den sie gerade in der Hand hielt, in die Ecke des Bades schmiss. Er zerbrach und verteilte sich überall, doch die Werferin bemerkte das gar nicht. Sie war sowieso fertig damit gewesen. Nun war es an der Zeit das Haus zu verlassen. Sie nahm leichtfüßig die Treppe nach unten und wollte gerade aus dem Haus gehen als sie etwas an dem Gemälde ihrer Großmutter bemerkte. Auf dem neuen Rahmen war ein kleiner schwarzer Fleck. Diesen wischte Rebecca mit dem Finger herunter und schmierte ihn dann an ihr Kleid, das sie extra für heute Abend angezogen hatte. Mit einem schwarzen Fleck auf dem Kleid machte sie sich dann auf, zu Fuß in die Stadt, denn sie hatte vor etwas zu trinken. Zu Fuß hatte sie wenigstens Mal Zeit sich die Umgebung anzuschauen. Hier standen viele schöne und gepflegte Häuser. Auch die Straßen waren sauber und es gab kaum Schlaglöcher. Kurz darauf hatte Rebecca aber wieder ihr Ziel vor Augen. Ein Club namens „The Key“.

Was mache ich hier eigentlich?, fragte sie sich und blieb kurz stehen. Hundert verschiedene Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Ich gehe feiern wie eine Teenagerin. Und das mit einem Wildfremden, den ich auf dem Parkplatz getroffen habe. Rebecca rang mit sich. Sie hatte den Drang in diesen Nachtclub zu gehen, doch ihr Verstand sagte ihr, dass das keine gute Idee sei. Verdammt! Ich kneife immer! Nie wage ich irgendetwas. Ich gehe dort hin und niemand kann mich vom Gegenteil überzeugen. Ihre Füße setzten sich wieder in Bewegung und nach einer Nacht im Rausch, umgeben von Menschen, die sie nicht kannte und tanzend zu Technomusik, die sie nicht leiden konnte, fand sie sich an ihrer Haustür wieder. Zusammen mit David. Sie polterten lachend in das Haus und ließen die Tür hinter sich zuschlagen. Sofort umschlang ihn Rebecca mit den Armen und sie küssten sich leidenschaftlich.

Als Nächstes hob David sie hoch, drückte sie gegen die Wand und fragte flüsternd: „Wo ist dein Schlafzimmer?“

Als die Antwort „Oben.“ lautete, zögerte er nicht und er trug sie nach oben. Noch bevor sie im Bett angekommen waren, hatten sie die meisten ihrer Klamotten abgelegt. Obwohl es nicht Rebeccas Art gewesen war, jemand fremdes mit nach Hause zu nehmen, gab sie sich in dieser Nacht allem hin. Selbst mit Handlungen, die sie bisher abstoßend fand, hatte sie in diesem Moment überhaupt keine Probleme. Im Gegenteil. Sie forderte sie sogar. Bislang hatte sie nicht einmal einen richtigen, festen Freund gehabt und nun hatte sie einen Mann im Bett, den sie nicht mal richtig kannte.

© Christian Schleich 2023-07-04

Genres
Romane & Erzählungen, Spannung & Horror
Stimmung
Dunkel, Hoffnungsvoll, Unbeschwert, Mysteriös, Angespannt
Hashtags