Sprechen, schreiben, schweigen

Lara Farla

von Lara Farla

Story

zeichnete einst Kurt Tucholsky als Treppe. Ich weiß nicht, ob ich sein Leben in 2.500 Zeichen nachzeichnen kann. Zwischen seinen Büchern und Biografien sitzend, gibt es für mich viele Leerstellen, um diesen Künstler zu begreifen. Vielleicht kann ich mich ihm in dieser Geschichte annähern, denn ein wirkliches Begegnen geht nicht, alle Wünsche sind aufgebraucht.

Wikipedia sagt: „Tucholsky zählt zu den bedeutendsten Publizisten der Weimarer Republik. Als politisch engagierter Journalist und zeitweiliger Mitherausgeber der Wochenzeitschrift „Die Weltbühne” erwies er sich als Gesellschaftskritiker in der Tradition Heinrich Heines. Zugleich war er Satiriker, Kabarettautor, Liedtexter, Romanautor, Lyriker und Kritiker. Er verstand sich selbst als linker Demokrat, Sozialist, Pazifist und Antimilitarist und warnte vor der Erstarkung der politischen Rechten und vor der Bedrohung durch den Nationalsozialismus.”

Als Schriftsteller kenne ich ihn vor allem durch die Erzählungen „Rheinsberg” und „Schloss Gripsholm”. Er dichtete aber auch Texte für Chansons und Lieder für Sängerinnen wie Claire Waldoff, mit der er befreundet war. Genauso schrieb er Gedichte, welche, wie die von Erich Kästner, zur Gebrauchslyrik zählen. Und er erkannte als Literaturkritiker Franz Kafkas Werk früh und machte darauf aufmerksam.

Aber wie war er als Mensch? Die Biografie gibt spekulative Auskünfte: Kurt Tucholsky war dreimal verheiratet, mit der Treue soll er es nicht so ernst genommen haben. Sein Vater verstarb sehr früh, das Verhältnis zu seiner Mutter war wohl nicht gut; sie kam nach seinem Tod im KZ ums Leben. Kurt Tucholsky muss ein scharfer politischer Beobachter gewesen sein. Er kritisierte viel, weswegen er wiederum kritisiert wurde.

Er bewunderte Heinrich Heine und lebte wie dieser eine Zeit in Paris, wo er in eine Freimaurer-Loge eintrat. Der promovierte Jurist kämpfte um die Republik, schrieb unter vielen Pseudonymen und beteiligte sich am politischen Diskurs u.a. durch das Wochenblatt „Weltbühne”, die er eine Zeitlang leitete, später an Carl von Ossietzky weitergab, bevor sie von den Nationalsozialisten verboten wurde.

Nach den Prozessen gegen Ossietzky u.a. auch wegen Tucholskys berühmten Satz „Soldaten sind Mörder” wurde seine kritische Publizistik stark eingeschränkt, woraufhin Tucholsky nach Schweden zog und 1931 schriftstellerisch zunehmend verstummte. Gesundheitlich ging es ihm schlechter, seine Bücher wurden verbrannt und seine deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt.

Geboren wurde er 1890 in der Lübecker Straße in Berlin-Moabit und gestorben ist er 1935 tragisch in Göteborg. Klappe auf, Kiste zu. Hab ich mich jetzt diesem Mensch nähern können? Wohl kaum! Da reichen diese Zeichen bei weitem nicht aus. Aber ich werde demnächst in Rheinsberg das Tucholsky-Museum besuchen!

© Lara Farla 2022-10-31

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