von Gabriele Koubek
Im Februar 2018 landeten wir in Kingstown, der Hauptstadt der Karibikinsel St.Vincent. Einige Jahre vor uns, genauer gesagt am 22. Jänner 1498, sichtete Christoph Columbus die Insel. Es war der Tag des heiligen Vinzenz von Valencia, und damit wurde er Namensgeber.
St Vincent ist einer der Gipfel einer Kette von Vulkanbergen, die entstanden sind, wo die amerikanische und die karibische Platte aufeinandertreffen. Es gibt zahlreiche Bäche und die Insel ist grün und voller bunter Tiere und Pflanzen. Das Klima ist sehr angenehm. Im Stadtzentrum von Kingstown sieht man überall Arkaden, die die Geschäfte und Bars vor Hitze und Regen schützen. Wir haben dort mehrere sehr starke Regengüsse erlebt. Man stellte sich einfach irgendwo unter und wartete ab. Eilig hatte es hier sowieso niemand.
Rund um die Banken in Kingstown waren Anzugträger mit dunklen Sonnenbrillen in großen Autos ohne Staubschicht und ohne Blechschäden zu sehen. Der Rest der Bevölkerung trug praktische Arbeitskleidung. Manche Frauen zeigten sich in schwingenden farbenfrohen Kleidern und Röcken.
Am Nachmittag waren viele Kinder, meist zu Fuß, von der Schule nach Hause unterwegs. Alle trugen Schuluniformen, die gebügelt und auffällig sauber waren. Das war very britisch anzuschauen aber nicht überraschend, denn bis 1969 war St. Vincent eine britische Kolonie.
Kinder machen mehr als ein Drittel der Bevölkerung von St. Vincent aus und die Hälfte davon lebt in Armut. Eine Reihe von Naturkatastrophen hatte die Wirtschaft des Landes immer wieder weit zurückgeworfen. Die Gesundheitsfürsorge für Kinder unter 17 Jahren ist kostenlos. Spezielle Behandlungen oder chirurgische Eingriffe sind allerdings sehr teuer und die ärmeren Familien können sich diese Eingriffe nicht leisten.
Die Grundschule ist auch kostenlos, aber nicht verpflichtend. Ab 5 Jahren können die Kinder zur Grundschule gehen. Aber viele von ihnen beenden die Schule nicht, da sie ihrer Familie helfen müssen, indem sie arbeiten.
Auf unserer Rundfahrt um die Insel kamen wir zum Berkshire Hill, auf dem das Fort Charlotte steht. Von der Festung aus hat man einen atemberaubenden Blick auf die Grenadinen und das tiefblaue Meer.
St. Vincent war einer der Drehorte für den Film „Fluch der Karibik“. Es wurden zusätzliche Bootsstege und Gebäude gebaut, die für die Dreharbeiten als Szenerie nötig waren. Viele Einheimische wurden als Arbeiter eingestellt. Nach den Dreharbeiten kümmerte sich allerdings niemand mehr um die Kulissen und so verrottet alles langsam vor sich hin.
In den kleinen Bars am Straßenrand gab es zu jedem Bier eine Geschichte über den Dreh des Films und jeder kennt jemand der eine wichtige Rolle bei den Dreharbeiten gespielt hat.
© Gabriele Koubek 2021-03-21