von PETER MANDL
Den Wiener Autor, Satiriker und Kabarettisten Florian Scheuba traf ich vor Zeiten am St.Marxer Friedhof (Mozart!), obwohl er das noch gar nicht nötig gehabt hätte, ein Vierteljahrhundert jünger als ich.
In seinem Buch “Wenn das in die Hose geht, sind wir hin” erwähnt er einen Herrn Sané oder so ähnlich, nur ein Jahr hinter mir, also ebenfalls: “ I bin de oide Mumie, und aus Ägypten kumm‘ i eh”. (H.C.Artmann).
Jener Mitgreis (FC.Bayern- Senioren?) ist eine würdige Nachgeburt meines Schul- (nicht Klassen-) und Fussballkollegen Richard N., der- technisch überlegen- mich im September 1960 beim Match Sportjournalisten- Equipe gegen Pensionsanstalt öfters im Kreis laufen ließ.
Jenem talentierten Linksverbinder (polithistorische Ironie) war laut Aussage meines verblichenen Herrn Vaters in grauer Vorzeit dringend nahegelegt worden, die Chefredaktion der sozialdemokratischen “Welt am Montag” zurückzulegen, worauf er stehenden Fußes zum reaktionären“Staberl“ (Nestroy, schau oba!) der unter merkwürdigen finanziellen Umständen gegründeten Kronen- Zeitung mutierte. Mein leider früh verstorbener Jugendfreund Peter Kreisky (jaja, der Bua des “Oidn”) hat ihm schon ca.1978 die Publikation “Staberl, eine Karriere”, in Anspielung auf einen damals gerade aktuellen Hitler-Film, gewidmet.
Jahrzehntelang hat uns linkslinken Gutmenschen mein jüngst mit über 101 Jahren entschlafener Mitschüler des RG Simmering mit täglichen rechtsrechten Bösmenschen- Glossen den Magen verdorben (Originalzitat meiner armen, kleinen, seligen, oberschlesischen Frau Mutter: Sowas lebt und Schiller musste sterben!)
Der von Scheuba erwähnte Monsieur J. (Hugenotte? Gabalier? Sommelier? Ohlàlà!) für sein Teil trat nach einem 12-jährigen Intermezzo bei der bekannt seriösen “Bild am Sonntag” (Alt- Sportredakteur einer Bundesländer-Krone: Durt haum s‘ eahm ausseg’haut!) in Staberls Fußstapfen als Krone-Kassandra vom Tag. Woody Allen: You’re talking like Cassandra! Kassandra: I AM Cassandra!
Die weitere Lektüre des vorhin erwähnten Scheuba-Buches, vor allem über die erstaunliche SMS- Politik unserer blaubrauntürkisgrünen Regierungen betreffend, zieht mich hier im istrianischen Novigrad/Cittanova, das ja einst „zu uns“ gehörte, bei 33 Krügeln Karlovačko im Schatten immer mehr in ihren Bann. Politische Satire in derartiger Qualität habe ich zuletzt vor 50 Jahren im legendären “pardon” gelesen (Neue Frankfurter Schule, Robert Gernhardt, F.W.Bernstein, F.K.Waechter & Co., ganze Jahrgänge habe ich im Keller gehortet).
Florian Scheuba bildet bekanntlich mit Thomas Maurer und Robert Palfrader DIE STAATSKÜNSTLER, die wegen ihrer gefürchteten Satire vom feigen ORF ausgehungert wurden. Da traut man sich im deutschen TV mehr: Die Anstalt, heute-show, Neo Magazin Royale, usw.
Zurück zur Überschrift. Einerseits: De mortuis nil nisi bene. Andererseits: siehe Zitat Mutti Elisabeth. Karl Marx hab‘ sie selig!
© PETER MANDL 2022-07-20