von Theodor Leonhard
Seine Leidenschaft hat vom ersten Ton an die Besucher des Konzerts fasziniert und in Bann gezogen. Seine Stimme hat tiefe Emotionen zum Ausdruck gebracht. Gemeinsam mit meiner Frau und unserer jüngsten Tochter durfte ich im Stuttgarter „Wizemann“ sein erstes Konzert als Solosänger erleben.
Der irisch-amerikanische Sänger Ian Hooper war bisher der Frontmann der Band „Mighty Oaks“. Einem großen Publikum wurde er bekannt durch seine Teilnahme an der Tauschkonzertreihe „Sing meinen Song“. Jetzt ist er dabei, eine Solokarriere zu starten. Beim Auftakt waren wir dabei.
Die Musik der Begleitband war großartig. Die Tontechnik beeindruckend professionell. Zugegeben, perfekt sind meine Englischkenntnisse überhaupt nicht. Nicht alles an den Texten konnte ich deshalb verstehen. Ich habe es gern, wenn ich einen Song auch inhaltlich nachvollziehen kann. Aber vielleicht hat gerade das nicht 100-prozentige Verstehen mit dazu beigetragen, dass mich die Leidenschaft und die Emotionalität Ian Hoopers besonders beeindruckt haben. Dazu kam eine Mischung aus herzlichem Humor und tiefem Ernst, mit dem er zwischen den Songs immer wieder sein Publikum zum Lachen und zum Nachdenken brachte.
Offensichtlich nehmen es ein paar Nachbarn am Konzertort ziemlich genau damit, dass spätestens um 22 Uhr die Stecker gezogen werden. Wie schade! Wir hätten noch länger zuhören können. Wie unerwartet großartig war die „schwäbische“ Genauigkeit. Denn so kamen wir zu einem ganz besonderen Hörgenuss.
Ein paar Minuten vor dem unvermeidbar frühen Ende des Konzerts war das angekündigt letzte Lied verklungen. Ian Hooper und seine Band verließen die Bühne. Sie verschwanden allerdings nicht „backstage“, sondern stellten sich mitten unter das Publikum. Der Sänger ließ sein Mikrofon auf der Bühne stehen. Die Bandmitglieder wechselten ihre Instrumente und spielten ab sofort ohne elektronische Verstärkung.
Mich und nicht nur mich haben diese Songs mitten unter dem Publikum am meisten beeindruckt. Die ganz natürliche Stimme Ian Hoopers hat mich im Herzen sehr berührt; noch mehr, als das vorher schon der Fall war
Vielleicht ist es auch sonst im Leben so, dass wir umso mehr berühren können, je näher wir einander als Menschen kommen. Mittendrin, statt von oben herunter. Mittendrin, statt nur von außen hinein.
Vielleicht ist es auch sonst im Leben so, dass wir in manchen Situationen recht damit haben, wenn wir unseren Stimmen Nachdruck verleihen, durch gewiefte Rhetorik, durch lautstarkes Auftreten, je nachdem auch durch ein Mikrofon. Aber kann es sein, dass unsere Stimme dann menschlich am aller-stärksten ist, wenn wir auf „künstliche“ Verstärkung verzichten und einfach das sagen oder meinetwegen auch singen, was uns im Herzen bewegt? Kann das sein? Starke Stimme!
© Theodor Leonhard 2023-10-23