Station 9

Dalina Fillafer

von Dalina Fillafer

Story

Die zuvor helle Atmosphäre wechselt wieder und ich habe ein unbehagliches Gefühl im Bauch. Es fühlt sich so an, als würde dieses Mal etwas Großes auf mich zukommen. Noch gewaltiger als all die anderen Gefühle, die vorher da waren. Und ich habe recht… Vor mir sitzt eine Gestalt. Sie wirkte fast nicht lebendig. Nur ihre roten Augen starren mich an. Ich fühle mich wie in einem Horrorfilm. Es fehlt nur noch die Musik, um das alles zu untermalen. „Danny, ich verstehe dich nicht! Wie kannst du nur so stur sein? Wieso lenkst du nicht einfach einmal ein?“ Verwirrt sehe ich sie an. Ihre Stimme zerschmettert etwas in mir. Es ist so, als würde sie nur mit einem Wort meine ganzen Mauern, die ich um mein Herz aufgebaut habe, zerstören. Sie hat keinerlei Verständnis für mich und so sehe ich mich vor meinem größten Feind sitzen. „Du bist mein Unverständnis.“ Ein komisches Grinsen macht sich auf ihren Gesichtszügen breit. Ihr rußverschmiertes Gesicht wirkt dabei seltsam. „Ja, und wie du sicherlich bemerkt hast, hast du nicht gerade viel Verständnis für dich selbst. Sonst wäre ich niemals so riesig geworden. Würde dich nicht jeden Tag mit Zweifeln und Ängsten überschütten.“ Ihr Lächeln hat was unglaublich Sadistisches an sich. Sie ist wie aus einer Gruselgeschichte, die sich kleine Kinder am Lagerfeuer erzählen. Vermutlich hätte sie bei ihnen einen Namen wie „Die rotäugige Lady“ oder so ähnlich verliehen bekommen. „Was willst du überhaupt von mir? Wieso lässt du mich nicht einfach in Ruhe? Wieso tust du mir jeden Tag weh?“ Eines der schlimmsten Geräusche, die ich je gehört habe, war das Lachen meines Gegenübers, das mir durch Mark und Bein fuhr. „Hast du es immer noch nicht verstanden, Danny? Du hast es so weit kommen lassen, dass ich so viel Raum in dir und deinen Gedanken einnehme. Nicht ich bin das Problem, Danny, sondern deine ständige Ablehnung mir gegenüber! Nur weil du mich bekämpfst, bin ich gezwungen, gegen dich zu kämpfen. Dabei wünsche ich mir doch nur Frieden“, stellt sie klar und das einstige Monster, das vor mir gesessen ist, entpuppt sich als wunderschöne Frau. Mit kupferrotem Haar, einer goldenen Krone auf dem Kopf und hoffnungsvollen Augen. „Bitte bekämpfe mich nicht mehr weiter, Liebes. Ich will dir nicht schaden! Das wollte ich nämlich nie!“ Und zum ersten Mal begegne ich ihr nicht mit Ablehnung oder Furcht, sondern schlisse sie in meine Arme. „Ich werde es versuchen. Du hast genauso wie ich verdient, dass zwischen uns Frieden herrscht.“ Und bei diesen Worten wischt sie sich eine Träne von der Wange und macht sich auf den Weg zum Ausgang. Ich kann spüren, wie erleichtert sie ist, als sie auf ihre Freiheit zuschreitet.

Wir sollten mehr Verständnis für uns selbst aufbringen, aber auch anderen gegenüber. Denn niemand ist fehlerfrei. Und genau so soll es auch sein!

© Dalina Fillafer 2023-02-10