“Steinzeit-Rechner” – eine „Liebeserklärung“

Walter Lepuschitz

von Walter Lepuschitz

Story

Als ich am 1. März 1979 meinen letzten unselbständigen Job angetreten habe, erhielt ich – neben anderen Arbeitsmitteln – einen Taschenrechner der Marke HP mit der Typenbezeichnung 12C, ein Rechner mit einer Reihe von finanzmathematischen Funktionen. Weil es unter anderem auch meine Aufgabe sein sollte, die Rentabilität von Investitionen im IT-Bereich, der damals noch nicht so hieß, zu berechnen und nachzuweisen. PCs gab es damals noch nicht.

Keine zehn Jahre zuvor wurde in Österreich auf dem Markt der erste elektronische Taschenrechner, ein kanadisches Produkt namens „Rapidman“ angeboten, der weniger als 1.000 Schilling kostete und ganze sechs Stellen (also maximal 999.999) rechnen konnte. Bis dahin war Rechnen eine Sache von Mechanik, entweder mit Kurbel (an der man so oft mit Dezimalversetzung drehen musste, wie es der Multiplikand bestimmte) oder, wenn man es bequem und teuer haben wollte, auch schon elektrisch. Und dies von Anbietern, die heute kein Mensch mehr kennen würde.

Noch 1975 habe ich mir für eine Seminarreihe, an der ich teilgenommen habe, einen elektronischen Taschenrechner gekauft, der nicht viel weniger gekostet hat als Jahre zuvor der Rapidman (siehe oben).

Dieser HP 12C Rechner hat mir über einige Jahre hinweg beste Dienste geleistet. Wenn es darum ging, aus Investitionssumme, Zinssatz, Nutzungsdauer unter Berücksichtigung von Unterjährigkeit Monatsraten zu berechnen, war er unschlagbar. Auch Microsofts EXCEL konnte da nicht mithalten. Jedenfalls bis damals, als ich das zum letzten Mal versucht habe.

HP war irgendwann der Meinung, dass der Produktzyklus ein Nachfolgeprodukt angemessen erscheinen ließ und brachte den 18C auf den Markt. Wie immer bei neuen Produkten, konnte er viel mehr, war um Häuser schwerer zu bedienen, aber mit den für mich entscheidenden Funktionen konnte er nicht aufwarten. Und er war auch nicht der gleiche Markterfolg wie der 12C.

Und so berichtet Wikipedia, dass es den 12C heute noch – nach 39 Jahren – zu kaufen gibt. Allerdings meint Wikipedia, dass Marktstart des Rechners 1981 war. Ich habe ihn, siehe oben, aber schon 1979 erhalten, und da war er schon seit mehr als einem Jahr auf dem Markt.

Mit Jahresbeginn 1988 habe ich den Sprung in die Selbständigkeit getan. Und mir gleich wieder einen HP 12C gekauft. Seither habe ich genau ein Mal die Batterien gewechselt. Und er leistet mir noch immer beste Dienste. Ich bin zwar längst das, was der Brite „retired“ nennt, habe aber noch (gemeinsam mit dem Unternehmen, dem meine Tochter vorsteht) zwei Klienten. Und für diese muss ich noch dann und wann rechnen. Mit PC-Hilfe – oder mit dem HP 12C.

© Walter Lepuschitz 2021-04-09

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