Sternschnuppen (3)

Plötzlich spüre ich seine Hand in meiner. Ich lasse es zu, auch wenn ich nicht ganz sicher bin, ob es nicht zu viel ist. Er bleibt stehen, berührt mich. Ich bin unsicher. Eigentlich will ich ihm keine Hoffnung auf Körperlichkeiten machen, andererseits sehnt sich mein Körper nach lange vermissten Berührungen und sendet andere Signale als die Vernunft. Ich lasse es weiter zu. Er küsst mich, mein Körper gehorcht mir nicht mehr.

Nicht hier, meint er. Er blickt sich scheu um. Lass uns in die Weinberge gehen. Ich folge ihm verdattert. Immer wieder schaut er sich um. „Hier ist jemand“. Ich verneine, der Lärm käme vom Heurigen am Fuß des Weinbergs. Ein paar Meter weiter stehen ein paar Jugendliche und machen Picknick. Mir fällt ein, dass die Perseiden-Sternschnuppen angekündigt waren.

Ich hole die Strandmatte aus dem Rucksack und wir setzen uns hin. „Eine Sternschnuppe!“ Ich kann sie gerade noch erhaschen. Der Moment ist magisch. Über uns die Perseiden, die sternklare Nacht, zu unseren Füßen die Lichter Wiens. Er küsst mich wieder. Ich möchte glauben, dass alles perfekt ist. Eine perfekte Nacht, der perfekte Moment, ein perfekter Mann. Ich lege mich hin und genieße unser Zusammensein – im höchsten Moment sehe ich noch eine Sternschnuppe.

Alles in mir möchte an dieses Märchen glauben. Ich bin so glücklich wie schon lange nicht mehr, ich sehe ihn verliebt an. Wir genießen uns. Ich erkläre mir selbst: Das muss einfach alles richtig sein. Ich bin mir sicher, mit ihm funktioniert es.

Es fällt uns schwer, wieder aufzustehen. Wir suchen unsere Dinge im Dunklen zusammen und machen uns auf den Weg zurück in die Stadt. Er meinte lapidar, das war doch viel schöner als im Wasser, er habe schon Angst gehabt, ich würde ihn in eine Drecklacke zwingen. Ich bin ein wenig irritiert über den Ausdruck, will mir aber die Stimmung nicht kaputtmachen und lache. Ich meine lächelnd, er hätte nur etwas sagen müssen, wenn er wasserscheu ist.

Mir fällt auf, dass ich seinen Nachnamen gar nicht weiß und will fragen, als er mir mit einer anderen Frage zuvorkommt und mich wieder im Gespräch fesselt, ich komme nicht mehr dazu.