von Landmaedel
„Heute ist es soweit!“ denke ich bei mir, „Jetzt werde ich endlich eine Sternschnuppe sehen.” Wir liegen nebeneinander in den Liegestühlen und starren gebannt in die dunkle Nacht. Wie wundervoll diese unendlich vielen Lichter am Himmel leuchten. Da muss doch auch endlich einmal eine Sternschnuppe für mich dabei sein.
Fixiert darauf einen Blick auf die herabfallenden Lichter zu erhaschen liegen wir da. Ein Gefühl der Verbundenheit macht sich breit. Astrid und ich kennen uns nun schon ein paar Jahre und trotz des Altersunterschiedes verstehen wir uns ausgezeichnet. Mit ihr kann man über Gott und die Welt philosophieren und es wird nicht langweilig. So auch heute. In unseren Liegestühlen, auf den Himmel fixiert kommen ganz viele Erinnerungen in uns hoch.
“Ich glaube, dass die alle sicher irgendwo da oben sind und auf uns herabschauen. Das muss einfach so sein, Energie geht ja nicht verloren.“, sagte ich, nachdem wir über den Verlust von geliebten Menschen gesprochen hatten. Eine kleine Träne kullert unbemerkt über meine Wange. Ich trage so Vieles noch verschlossen und eingesperrt in meinem Herzen, so viel Trauer, Schmerz und Leid. Doch in diesem Augenblick wurde mir bewusst, dass es doch jedem irgendwie so geht. Doch die meisten sprechen nicht darüber. Denn der Tod und alles, was damit zusammenhängt, wird in unserer Gesellschaft nicht gerne thematisiert.
Ich blicke bewusster hinauf in die dunkle Nacht und da ist sie, meine erste Sternschnuppe. Mein Herz macht einen kleinen Hüpfer vor Aufregung. „Ich habe ganz vergessen mir was zu wünschen.“ fällt es mir ein. “Es kommt sicher noch eine.” kam von meiner linken Seite als Antwort.
Und wirklich es kamen noch einige fallende Sterne dazu. Die einen waren nur kurz und unscheinbar, andere hingegen verglühten langsamer und man konnte sie länger betrachten. Einfach unbeschreiblich schön, so einen Moment mit jemandem zu teilen. Wieso nehmen wir uns so wenig Zeit, um den Himmel genauer zu betrachten? Die Nacht ist heller als sie oft scheint.
Auf dem Heimweg wende ich meinen Blick nochmals zu den Sternen hoch, oh wie sehr mir manche Menschen fehlen. Erst jetzt verstehe ich, dass unsere Leben nichts anderes sind als Sternschnuppen. Mancher Lebensweg ist nach kurzer Zeit schon beendet und verblasst in der dunklen Nacht. Andere hingegen dauern länger an und hinterlassen vielleicht ein Strahlen in den Herzen. Doch eines ist sicher, wenn die Zeit gekommen ist, werden wir alle einmal von den Sternen herablächeln und die Sternschnuppen vielleicht von oben betrachten.
© Landmaedel 2021-08-14