Sternsinger nennt man uns!

Daniela Adler

von Daniela Adler

Story

Frühmorgens. Er stieg aus seinem Auto, öffnete den Kofferraum seines alten silbernen Audi 80 u holte bunte Gewänder u Kronen heraus. Vier junge Freunde warteten schon sehnsüchtig auf seine Ankunft. Meine Mama hatte Teewasser aufgestellt. Eiligen Schrittes betrat er die Küche u verteilte das Mitgebrachte. Ein Gewusel u Gequatsche, jeder redete durcheinander. „Nein, ich hätte gerne das Grüne.“ „Das mag ich haben.“ „Aber die Krone passt nicht.“ Es war ein Schauspiel, mehr noch, ein Geduldsspiel, bis alle Kostüme verteilt waren. Unter den Kronen hatten wir uns weiße Windeln aufgesetzt. Zu guter Letzt wurde jeder geschminkt. Es gab einen weißen, einen roten, einen schwarzen u einen gelben König! In Reih u Glied stellten wir uns für die Generalprobe auf. Es sollte ja alles wie am Schnürchen klappen. “Könnt ihr eure Gsatzerln?”, schaute er uns fragend an. Wir begannen zu singen. Unser Hr Pfarrer sang laut mit.

„Sehet wir kommen, kommen mit Freuden Segen u Frieden zu bringen“.

Gelungen.

Um keine Zeit zu verlieren, zog jeder seine warmen Mumputz an. “Vergesst die Schihandschuhe nicht”, riet uns Mama. Nun waren wir bereit in die verschneite Landschaft zu gehen, von Haus zu Haus, um die Botschaft des Herren zu verkünden u Segen zu verteilen.

“Sternsinger nennt man uns, sehet unseren Stern, Gewänder u Kronen tragen wir gern. Wir singen das Lied von der Heiligen Nacht u verkünden das Große, das Gott uns gebracht.”

Verantwortungsvoll läuteten wir bei jedem Haus. Jeder König wusste um seine Aufgabe, wusste, wann sein Einsatz war.

“Die Waisen aus dem Morgenland sahen den Stern, suchten u fanden Christus den Herrn. Gebt die ihr reichlich Geld habt u Brot, so viele Menschen leiden noch Not. Wenn zur kalten Winterszeit Berg u Tal sind tief verschneit, dann ziehen unsere Kinder von Haus zu Haus im Winter.”

Die Menschen waren großzügig. Neben Geldspenden hatten sie auch nicht auf die kleinen Könige vergessen. Eine Menge Schokolade von den Weihnachtsbäumen steckten wir in die Hosentaschen u vernaschten diesen Proviant als Wegzehrung.

“Christus dem Herrn habt ihr reichlich gegeben, er lohne es euch mit dem ewigen Leben.“

“Hoff ma’s”, war eine der lustigsten Antworten darauf. Ja, wir hatten auch unseren Spaß. Haben gelacht, als wir den Text vergaßen, haben uns zerkugelt, als Karin über das Kinderrad im Eingang drüberstolperte u sind vor Übermut in den Schnee gefallen, um uns damit einzureiben.

Wir waren alle gerne Sternsinger, sind drei Tage hintereinander zu Fuß bergauf u bergab gegangen. Jahrelang.

Abends kamen wir müde nach Hause, der Kakao wartete bereits. Auch d Herr Pfarrer. Er war glücklich u meinte, zur Messe brauchen wir im Jänner u Februar nicht zu kommen. Denn das was wir hier leisten, ist viel wichtiger, als in der Kirche zu sitzen. Aber auf’s Abendgebet sollten wir nicht vergessen, fügte er augenzwinkernd hinzu.

❤️

In Gedenken an Pfarrer Kroboth, der im Juni 2004 bei einem tragischen Verkehrsunfall mit seiner Mutter verunglückt ist.

© Daniela Adler 2020-12-01

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