von Flaco
Z6399 haben sie ihr als kind auf den unterarm tätowiert. “in auschwitz” sagt sie “habe ich meinen namen verloren. wir waren nur kreaturen!” ceija ist eine novara romni aus dem verband der bagareschtschi. anhand kaiserlicher dekrete, die ihr das privileg erteilen in österreich, ungarn und böhmen mit pferden zu handeln, ist ihre familie seit mehr als dreihundert jahren dokumentiert. 1902 siedelt sie sich in wien auf der “zuckerlwiese” an. ein gründstück, das ihr die familie heller zur verfügung stellt. ceijas vater ist ein fortschrittlicher mann. er kann lesen und schreiben, schickt seine kinder in die schule. damals unter den novara, aus misstrauen gegenüber den institutionen der „gadsche“, nicht üblich. viele roma kennen und bewundern ihn. 1941, ceija ist 8 jahre alt, wird sie, samt ihrer großfamilie (200 menschen), verhaftet und nach auschwitz deportiert. nur 6 von ihnen kehren zurück. ceija und ihre brüder, karl und mongo, haben drei konzentrationslager überlebt. nach ihrer befreiung, leisten alle drei einen bedeutenden beitrag zur kultur der roma und sinti und deren verbreitung. als zeitzeugen werden sie zu lauten proponenten des “nie wieder!” ceija malt, veröffentlicht 1988 erfolgreich ihr erstes buch “wir leben im verborgenen“. karl malt, mongo schreibt ”die papierenen kinder“. alle machen roma musik. ihr leben und werk, ein aufruf zu toleranz und menschlichkeit. mongos sohn, harald lerne ich in den 80ern in der arena kennen. er ist unser wiener jimmi hendriks. sieht nicht nur so aus, führt auch einen ähnlichen lebenswandel. mit 7 jahren hatte er seine erste gitarre bekommen und spielt seither bis die finger rauchen. mit 13 schon in der band seines älteren cousins karl ratzer (genialer musiker! wer ihn noch kennt. erster österreichischer roma jazzer, der es ins fernsehen schaffte!). harri spielt rock und jazz. träumt davon, einmal im konzerthaus aufzutreten. mit 24 wird er, als solokünstler, zum jazzfestival montreux eingeladen. die aufnahme des konzerts macht ihn, mit einem mal, zu einem der bedeutendsten musiker des landes. auf der suche nach seinen und den ursprüngen der roma musik, reist er nach indien, bringt von dort musiker freunde mit nach wien. einige von ihnen begleiten ihn auch, als es endlich so weit ist. zu seinem 60. geburtstag spielt er ein fulminantes konzert im (ausverkauften) wiener konzerthaus. django reinhardt jazz mit indischen beats und traditionelle roma musik. besonders dabei schmilzt mein balkanisches herz dahin. ausrufen möchte ich: “ich bin auch ein…“ beinahe hätte ich das z-wort gesagt. harri hasst es, weil er, wie er sagt, zeit seines lebens damit beschimpft wurde. also „rom!” bin stolz auf sie!
wien wäre nicht wien ohne seine minderheiten, ohne ihre lieder, ihre lebensart, ihre kultur. das hat man einmal versucht. es war die barbarischte zeit, die diese stadt je gesehen hat. nie wieder!
(ist eine ältere story, aber anlässlich des 8.apr., des tages der roma, sinti und jenischen, stelle ich sie nochmal rein)
© Flaco 2025-04-08