Hier auf dem Münchner Pflaster rund um das Literaturhaus am Salvatorplatz, unweit der Frauenkirche im sogenannten Kreuzviertel, vertrete ich mir die Füße nach der langen Fahrt von Wels nach München. Ich hab’ noch etwas Zeit bis zum geplanten Story. One-Treffen in der ‚Brasserie Oskar-Maria’. Ursula Jocham, das ‚Münchner Kindl’, hat dieses kleine aber feine Treffen dankenswerterweise organisiert.
“Es ist ein Sonntag wie früher”, denke ich, als Kirchgänger begleitet vom Läuten der Glocken und von Orgelmusik aus dem Innern der Kirche feierlich herausströmen und in die Urbanität der Stadt eintauchen. Wie könnte man diese Szenerie anders zum Ausdruck bringen als mit: Friede und Hoffnung! Bestens gelaunt spaziere ich zurück zum ‘Oskar-Maria’, das auch Treffpunkt der Münchner Boheme ist.
Noch bevor ich den Kellner nach dem reservierten Tisch fragen kann, spricht mich eine Dame an: „Hallo Ferdinand – ich bin die Ursula! Schön, dass du da bist. Komm mit mir, unser Tisch ist etwas abseits, wir müssen über die Treppe zur Empore. Sonntags gibt’s hier immer einen Jazz-Brunch. Mit Swing im Hintergrund lässt es sich wunderbar quatschen.“
Wir zwei sind die ersten Storyaner. „Wer kommt noch?“
„Wir werden acht Personen sein, drei mussten leider absagen“, seufzt Ursula. Langsam kamen sie, allesamt mit fragendem Blick, die Treppe herauf: Klaus aus dem Mondseeland und Dirgis aus Salzburg, Horst mit Samira, seiner Bauchtänzerin. Etwas später ergänzten Nela und Fabienne die flotte Runde. Es geht hoch her, jede(r) hat was zu erzählen und noch mehr Fragen. Gewürzt durch gute Speisen und Spruch-Installationen auf Tassen, Tellern und Stuhllehnen des namengebenden bayrischen Schriftstellers Oskar Maria Graf und dem hervorragenden ‘Monaco Swing Ensemble‘ verging die Zeit im Nu. „Wollen wir noch ein bisserl durch die Stadt flanieren?“, fragt uns Ursula. „Na klar doch!“, klingt es unisono. Und auf gehts.
Ursula fütterte uns mit kurzen historischen Abrissen über die umliegenden Gebäudekomplexe rund um den Odeonsplatz. Feldherrnhalle und Löwengrube sowie Bayrische Staatskanzlei sind den meisten ein Begriff. Richtigen Spaß bereitete die ‘Welle’ für die Surfer am Eisbach im Englischen Garten. Weiter gehts zum Monopteros, dem eindrucksvollen Rundtempel. Natürlich müssen wir da hinauf, allein schon wegen der Aussicht. Etwas wehmütig geht mein Blick Richtung Schwabing. Dort verbrachte ich als junger Mann herrliche Zeiten. Seinerzeit, vor den Olympischen Spielen, habe ich den ersten U-Bahnhof in der Münchner Freiheit verfliest.
Vom vielen Reden und Gehen und Schauen sind wir alle ziemlich durstig geworden – und schon landen wir im Biergarten. München braucht kein ‘China Town’, München hat den Chinesischen Turm. Seine Biergärten, sein Weißbier und die Bretzen. Klischees hin oder her – wir haben von allem genossen und einen wunderbaren Tag ausklingen lassen. Alle sind sich einig – Wiederholung tut Not! Vielleicht in Salzburg?
© Ferdinand F. Planegger 2023-03-22