von Nicole Stabler
28.Dezember
Liebes Tagebuch,
ich liege in meinem gemütlichen Wohnwagenbett und bin immer noch total glücklich über die Ereignisse und Zufälle des heutigen Tages.
Heute Mittag habe ich bei einem kleinen Restaurant Halt gemacht. Beim ersten Blick auf die Karte war ich sogleich etwas überfordert, da ich bei keinem der Gerichte erahnen konnte, was ich bestellen würde. Ja ich weiß – es hätte mir grundsätzlich klar sein müssen, dass die Speisekarten hier auf Schwedisch sein würden, doch aus irgendeinem Grund war ich überrascht, dass es wirklich so war. Die freundliche Bedienung, welche sich als Alma vorstellte, schien meinen verwirrten Blick richtig gedeutet zu haben und kam mir zu Hilfe. Mittlerweile schien ich die Aufmerksamkeit des älteren Ehepaares auf mich gezogen zu haben. Die einzigen anderen Gäste. Der Mann blickte zuerst zu mir, rief Alma etwas zu und alle drei lachten. Dann erwiderte Alma etwas, zuckte mit den Schultern und antwortete wieder etwas auf Schwedisch, was erneut alle Beteiligten zum Lachen brachte.
Ich wäre in diesem Moment am liebsten aufgesprungen und hätte das Weite gesucht. Lediglich mein knurrender Magen hielt mich von diesem Vorhaben ab. Also steckte ich meinen Kopf in die Reiseführer und plante meine Route weiter, bis Alma mit den ersehnten Fleischbällchen aus der Küche kam. Und eins sage ich dir liebes Tagebuch: Die Fleischbällchen bei Ikea können gegen die von Alma einpacken! Ich genoss jeden Bissen und versuchte die Blicke des älteren Paares zu ignorieren, welche mich zu beobachteten schienen.
Als Alma wieder aus der Küche kam, um meinen leeren Teller abzuservieren, rief der Mann beim Vorbeigehen erneut etwas zu. Ich wollte nur noch weg, das kannst du mir glauben!
Dann fragte Alma mich, ob ich gut im Kartenspiel sei. Jasper würde die Frage schon seit meiner Ankunft unter den Fingern brennen. Als Antwort wiegte ich nur den Kopf hin und her. Dies Schien Jasper aber zu reichen. Sofort sprang er auf, beteuerte seiner Frau, dass sie mitkommen solle und setzte sich zu mir an den Tisch. Alma setzte sich ebenfalls hinzu und stellte mir die beiden als Jasper und Swea vor. Stammgäste hier und große Fans des Kartenspiels Brus. Ich hatte von dem Spiel noch nie gehört, doch die Regeln schienen simpel zu sein. So verbrachte ich den halben Nachmittag in dem verlassenen Restaurant und spielte mit drei Fremden Karten. Als Jasper mich fragte, was mich denn in diese Gegend verschlägt, (Alma musste seine Fragen für mich immer übersetzen) und ich ihm antwort gab, sprudelte er sogleich los und erzählte tausende Geschichten, sodass Alma mir nicht einmal ein Drittel übersetzen konnte.
Schweren Herzens habe ich mich am späten Nachmittag von den Dreien verabschiedet und bin weitergefahren. Ich bin gespannt, was mich morgen erwartet!
Deine Ondina
© Nicole Stabler 2023-08-29