Take 8

Was das Heftige an diesem Schauspielerleben ist, für mich, man gibt alles; kotzt sich seine Seele aus dem Leibe; steckt sein Herzblut hinein; gibt alles, was man kann und hat, seine ganze Kraft; nimmt alles auf sich; entscheidet sich gegen ein sicheres Leben, gegen Familie in meinem Fall – weil nicht denkbar, auch Angst man ist dann komplett weg, wo man nicht einmal wirklich drinnen war; nicht finanzierbar und einfach zu unstetig; oft ist man an verschiedenen Orten – und dann bekommt man zu hören, ob in Kritiken, von Agenten, Castern, Regisseuren,….: „Du bist nicht gut genug“ oder „Naja also das Casting war nix.“ – „Du bist keine gute Schauspielerin“ – „Nur Stichwortgeber“ – „Du bist nur unterer Durchschnitt“ – „Du warst nicht gut genug“ – „Ich weiß nicht, ob du gut bist, ich habe dich noch nicht in einer Hauptrolle gesehen“ – „Du bist zwar gut aber ich kann dich nicht besetzen, weil du ein No-Name bist“ – oder einfach Absagen. Hunderte, Tausende Absagen…. „Wir halten Ihre Bewerbung in Evidenz.“ – „Leider haben wir uns schon für einen anderen Bewerber entschieden“. Oder fadenscheiniges Feedback, wenn überhaupt. Es kann ein sehr degradierendes Metier sein. Man braucht viel Mut, und in Wahrheit sehr viel Selbstbewusstsein. Ich bin mir nicht sicher, ob das viele Schauspieler haben, dieses Selbstbewusstsein oder Selbstliebe. Ich glaube, viele, vielleicht sogar alle, sind da auf ständiger Suche. Ich bin es. Auf ständiger Suche und es ist ein ständiges Arbeiten an mir selbst und meinem Selbstwert. Ich wünschte ich könnte so überzeugen wie andere, aber es steckt in mir drinnen und kommt nur heraus, wenn ich mich nicht beweisen muss und wenn ich merke, ich bin umgeben von Leuten, die wohlwollend sind und wissen, was ich kann oder das ich was kann. Ansonsten habe ich Angst und ziehe mich zurück. Ich habe da keinen Schutz oder zu wenig. Die meisten wie es mir scheint flüchten in ihr Ego. Wenn Schauspieler unnahbar, distanziert und arrogant wirken, dann ziehen sie sich meiner Meinung nach in ihr Ego zurück und spielen leider meist auch so. Sie machen sich größer, schöner, stärker, stellen sich über Jeden um so ihre Unsicherheit zu überspielen, die innerlich brodelt. Doch leider machen sie das auch in ihrem Spiel.

Und ich glaube zu spüren, dass viele Schauspieler ihr Ego vor die Rolle stellen. Das heißt, man spürt und sieht einen Schauspieler, der souverän eine Rolle spielt anstatt ein Schauspieler der sich und sein Ego aufgibt und der Rolle das Rampenlicht überlässt, in all seinen Facetten, seinen Ängsten und seiner Zerbrechlichkeit. Somit passiert es, dass wir einen nach außen hin tollen, starken, selbstbewussten Schauspieler sehen, der wundervoll eine Rolle vor(sich)trägt, aber wir sehen nicht die Rolle an sich. In Wahrheit sollte für mich der Schauspieler zurücktreten und in die zu spielende Figur Leben einhauchen, sie atmen und leben lassen. Doch das sehe ich nur selten…