Tango ist nichts für Eifersüchtige

Ferry Nielsen

von Ferry Nielsen

Story
wien

Wenn du dich beim Tango verliebst und das passiert schneller, als du glaubst -, geht das Leiden erst richtig los. Es tut weh, die Geliebte (Tanzpartnerin) in enger Umarmung, Schläfe an Schläfe Tango tanzen zu sehen. Es ist eine Zerreißprobe für jede Beziehung. Sie tanzt mit geschlossenen Augen oder schmiegt sich zu nah in engster Umarmung (Close Embrace) an Ihren Tanzpartner. Man möchte in seiner Liebe nur mit einem Menschen so intim tanzen. Einige Paare halten es auch so. Sie versuchen sich in der Tangoszene nicht zu begegnen. Oder sie tanzen zwei Tänze mit einem fremden Partner und den dritten mit dem festen Partner. Auch gibt es Paare, die es vermeiden, gemeinsam Practicas oder Milongas zu besuchen. Der Grund: immer wieder schmerzhafte Eifersucht. Es tut weh. Sehr weh. Aber wie soll man es lösen? Heimlich und verlogen die Milongas besuchen? Den so wahnsinnig geliebten Partner oder die Partnerin vergessen. Nie wieder sehen. Wie soll das funktionieren? Man leidet fürchterlich und die Situation ist immer aussichtslos. Es gibt keine Lösung für die zu stark Liebenden. Man könnte auch mit dem Tango ganz aufhören oder auch nur mehr mit dem geliebten Partner tanzen. Das wird meist sehr langweilig und der Tango verlegt sich eventuell ausschließlich ins Bett. Er wird nur mehr im Bett vollzogen. Oder man tanzt ihn plötzlich nackt. Auch diese Überlegungen werden angestellt. Oder du bist kinky, queere und poly, dann ist dir sowieso alles egal. Möge auch niemand glauben, dass der Tango ihn von irgendwelchen Problemen erlösen kann. Bei vielen passiert genau das Gegenteil. Die Büchse der Pandora öffnet sich erst und verursacht eine Menge neuer Schwierigkeiten und all deine Dämonen sind wieder freigelassen. Jetzt musst du dich wirklich stellen. Und wenn die Wahrheit ans Licht kommt, kann sie eine selbstmörderische Depression auslösen. Es ergeben sich platonische Beziehungen oder so intensive Liebesbeziehungen, die so verbindend sind, dass sie die beiden zerstören würden. Man muss es also beenden. Aber wie? Es gibt keine Lösung. Außer du vergisst sie. Aber du kannst Sie nicht vergessen. Sie bleibt bei Dir, Tag und Nacht. Du stehst morgens mit der Geliebten auf und gehst abends mit ihr zu Bett. Gedanklich. Sie ist immer bei Dir, Tag und Nacht. Auch wenn Du weinend durch finstere Wälder gehst. Du bekommst Sie nicht mehr aus Dir raus. Es ist ein Dilemma. Die Liebe, so wie du sie dir immer vorgestellt hast, entpuppt sich plötzlich als Fratze des Teufels. Du beginnst den Tango also die Tangoszene zu hassen, denn sie hat dich in diese grauenhafte, ausweglose Situation gebracht. Aber ohne Tango geht es nicht mehr. Du bist längst süchtig – schwer süchtig.









© Ferry Nielsen 2025-02-01

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