Tanz der Kavaliere

Klaus P. Achleitner

von Klaus P. Achleitner

Story

Es geht rund in dem von zwei mächtigen Kristalllustern illuminierten Marmorsaal, und zwar wortwörtlich. Dutzende Paare drehen sich mehr oder weniger elegant zur Musik, welche die sechsköpfige Band ihren Instrumenten entlockt, im Kreis. Discofox, Walzer, Jive, Macarena und den einen oder anderen „L’amour-Hatscher“, wir tanzen, was daherkommt.

Der Finanzball im Kavalierhaus ist ein Novum für mich. Meine überaus charmante Begleiterin hat kurzfristig noch zwei Karten bekommen. Das Nebengebäude von Schloss Klessheim, in welchem der jüngste Bruder Kaiser Franz Josephs, Erzherzog Ludwig Viktor, genannt „Luziwuzi“, seine letzten zwanzig Lebensjahre verbrachte. Man hatte ihn aufgrund einiger Verfehlungen, die der Wiener Hof nicht goutierte, hierher ins Exil geschickt. Der Erzherzog ließ sich für die Wintermonate von Architekt Heinrich Freiherr von Ferstel das kleine Palais errichten, weil das Schloss schwer zu heizen war.

Im Schloss kreisen heute die Roulette-Kugeln, im Kavalierhaus die Tanzpaare. Schon Luziwuzi verstand zu feiern und so passt der Ort ganz gut für einen der feinsten Bälle der Mozartstadt.

Entgegen dem Trend bei vielen Männern gehe ich gern auf Bälle. Weil ich gern tanze, feiere, mich unterhalte und Leute treffe. Nach ein paar pandemisch mageren Jahren wird heuer wieder fröhlich „ge-ball-ert“. Man freut sich wieder über ungezwungene Unterhaltung.

Ob mit der Hirschledernen am Trachtenball, als Rocker auf dem Faschingsgschnas, in der „Nochtpfoad“ auf der Feuerwehr-Pyjamaparty oder eben jetzt in der „Einser-Panier“ am Finanzball. Wenig hab ich ausgelassen in dieser Saison. Ich hätte auch auf dem Wiener Opernball debütiert, wenn mich der Baulöwe eingeladen hätte. Aber der lässt lieber eine Hollywood-Ikone einfliegen. Ich hätts für die halbe Gage gemacht. Und wär klimafreundlich per Zug angereist.

Vor Jahren war ich am Offiziersball in der Schwarzenberg-Kaserne, was nicht ohne Ironie ist, absolvierte ich doch zwanzig Jahre vorher nur wenige Marschschritte entfernt meinen Wehrdienst bei den Pionieren. Damals wie heute hatte ich mit Offizieren wenig am Hut. Dass ich in meinem Leben nochmal freiwillig einen Fuß aufs Kasernengelände setze, hätte ich beim Abrüsten nicht gedacht.

Nun also der Finanzball. Man möchte gar nicht meinen, wie gut Finanzbeamte, Steuerberater und Wirtschaftstreuhänder, alles Zahlenmenschen, zu feiern wissen. Und wir zwei mittendrin. Dazwischen shaken wir auch im Discozelt. Die Mitternachtseinlage kommt direkt aus dem Landestheater, wo derzeit das Musical „The Rocky Horror Show“ läuft. Also fügt sich auch noch der Time Warp ins Portfolio der Tänze.

Und so geht es tänzerisch perfekt eingestimmt ins Faschingsfinale, dass erst mit dem üblichen Heringsschmaus am Aschermittwoch endet. Dann hat es sich fürs Erste „ausge-ball-ert“. Aber die nächste Ballsaison kommt bestimmt. Und gut möglich, dass ich mich wieder unter die tanzenden Kavaliere mische.

© Klaus P. Achleitner 2023-02-19

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