TAROT

Horst Sammet

von Horst Sammet

Story

Ein geheimnisvolles Spiel, dieses Kartenlegen – wer hat dabei nicht dieses mulmige Gefühl?

Wir sind zu Besuch auf einem Mittelalterfest und stehen vor einem Zelt, aus welchem eine rothaarige Frau (komischerweise ist das fast überall so, findet Ihr nicht?) tritt, uns anlächelt und mithilfe der Karten die Zukunft lesen möchte. Nun verdunkelt sich auch noch der Himmel, Wind und Regen ziehen auf, die Sonne versteckt sich und Blitze zucken. Ganz schön unheimlich, also nichts wie weg hier und schnell dahin, wo Menschen feiern und lustig sind – also in die Metschenke.

Dort sitzen wir nun und fragen uns, warum wir uns nicht die Karten legen lassen. Fehlt uns dazu der Mut? Ich bin schon ein kleiner Angsthase, aber wie heißt es so schön: Wenn ich nicht zum Berg gehe, kommt der Berg zu mir oder so ähnlich und so kommt jetzt meine Geschichte über Tarot-Karten, die mich gefunden haben.

In unserer Wohnanlage gibt es einen Stellplatz für die Biotonne, den Restmüll und das Altpapier. Eines Tages, ich weiß nicht mehr so genau, wielange es her ist, gehe ich mit meiner Tasche mit Altpapier zu der besagten Tonne, öffne den Deckel und schaue zuerst einmal hinein. Ab und zu liegt obenauf noch eine aktuelle Tageszeitung, Zeitschriften oder anderes Lesegut. Heute finde ich ein kleines Buch und lese nur TAROT. Etwas seitlich davon sehe ich einen Stapel Karten. Zuerst nehme ich das Buch in die Hände, es ist fast neu und der nächste Griff geht zu den Karten. So viele, ob dies wohl alle sind, geht mir durch den Kopf. Nochmals nachgeschaut und nein, da liegen keine mehr. So ist meine Tasche ausgeleert und doch wieder aufgefüllt.

Stolz wie ein Jäger gehe ich zurück in unsere Wohnung. Meine Liebste kommt neugierig auf mich zu, als ich von meinem Fund berichte. Das Buch ist von Gerd Ziegler und alle 80 Karten sind vorhanden, welch ein Glücksfall. Wir legen diese auf den Teppichboden und sortieren nach Münzen, Stäben, Schwertern und Kelchen. Diese Karten werden als die kleine Arkana bezeichnet. Weiter geht es mit 22 Bildkarten und diese heißen große Arkana. Dann ist noch eine weiße Karte enthalten, die Offenheit, Freiheit und Erleuchtung bedeutet, sowie eine schwarze Karte mit rotem Symbol, welche für die dunkle Nacht der Seele steht bzw. für den Wechsel zwischen dem Alten und dem Neuen. Das Buch erklärt uns Schritt für Schritt die Bedeutung der einzelnen Karten, ihre Legeweise und wie sie gedeutet werden.

Wir freuen uns sehr über dieses schöne Tarot und legen uns oft die Karten. Unheimlich sind sie schon lange nicht mehr und je nach Legeart beschreiben sie uns das Vergangene, die Gegenwart und / oder die Zukunft.

Meine Oma sagte immer zu uns Kindern: Karten sind Teufelswerk, aber sie erklärte uns nie warum. Wir sind inzwischen der Meinung, es steckt etwas Mystisches in den Tarot-Karten, aber wollen wir es hinterfragen? Unheimlich ist höchstens, dass ich immer solche Sachen finde, an die ich gar nicht denke, die mir aber Freude bereiten.

© Horst Sammet 2022-02-27

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