Technisch ein Nackerpatzerl

Meine Freundin fragt mich, ob ich schon den neuen Podcast von XY gehört habe. Nein, habe ich nicht. Konkret habe ich noch keinen einzigen Podcast gehört. Auch youtube Videos gehören nicht zu meiner Freizeitbeschäftigung. Es langweilt mich, Fremden minutenlang zuzuschauen, wie sie etwas erklären oder vorzeigen.

Die ersten 5 Jahre in Wien hatte ich keinen Fernseher, was sich durchaus als Bereicherung herausgestellt hat. So hatte ich nicht nur genügend Zeit, die Stadt und Leute kennen zu lernen, sondern auch mich neben meinem Vollzeitjob einem Abendstudium zu widmen.

Ich habe in der Zeit nichts versäumt, frei nach dem Motto „was man nicht hat, vermisst man auch nicht“. Man glaubt gar nicht, wie viel Freizeit man hat, wenn man diese nicht vor dem Fernseher verbringt.

Fernseher und Xbox habe ich irgendwann von meinem Exfreund geschenkt bekommen. Nicht, dass ein Fernseher auf meiner Wunschliste gestanden wäre, aber der VHS Player, den ich noch von früher hatte, macht ohne TV-Gerät halt auch wenig Sinn.

Als meine Arbeitskollegin das erste Mal in meine Wohnung kommt, „staunt“ sie nicht schlecht über meinen schönen Einbauschrank, Buche Vollholz, ein Tischlermeisterwerk. Darauf thront mein großer Röhrenfernseher, Tiefe geschätzt 50 cm und daneben mein VHS Player und meine Xbox, die ich ausschließlich als DVD Player verwende. Sie muss sich einen Lachanfall verkneifen, als sie auch noch eine Lavalampe auf dem Einbauschrank entdeckt. Aber ich hab Verständnis, schließlich ist sie 11 Jahre jünger als ich.

Ich bin technisch gesehen also ziemlich oldschool und wahrscheinlich auch uncool. So bin ich immer noch im Besitz eine Walkmans – der Vorgänger des Discman und des I-pod´s. Ich habe auch noch selbst aufgenommene und bespielte Musikkassetten, man weiß ja nie, ob das nicht wieder in Mode kommt. Außerdem hab ich selbstverständlich einen Discman und einen Kassettenrecorder mit CD Player. CD´s füllen ganze Schränke und zudem Filmklassiker, die ich noch selbst auf VHS Kassetten aufgenommen habe. Sollte ein Retrotrend aufkommen, bin ich gewappnet.

Letztens habe ich meinen I-Pod gefunden. Auch ein Geschenk von meinem Ex. Ich lade das Gerät auf – seit 7 Jahren das erste Mal. Darauf findet sich eine Reihe seiner Mischpultkreationen, die er mir draufgespielt hat. Er ist DJ und somit spielt Musik eine große Rolle in seinem Leben. Ich habe kein einziges Lied raufgeladen, da ich bereits an der Musikauswahl gescheitert bin.

Ich liebe Musik und ich höre sie gerne, aber ich kann mir weder Interpreten noch Liedertitel merken. Dafür kann ich bei jedem Lied mitsingen – ausnahmslos. Es sind zwar bei genauerem Hinhören nicht die Originaltexte und es macht selten Sinn, was ich da von mir gebe, aber dafür singe ich mit viel Hingabe. Und doch verbindet mich zum Singen die peinlichste Situation meines Lebens, aber das ist eine andere Geschichte.

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