von Karin Sieder
Ich bin passionierte Teetrinkerin. Es entspannt mich gänzlich, am Wochenende mit einer Tasse Tee im Garten zu sitzen und den Bienen zuzusehen. Deshalb gibt es bei uns unzählige Teesorten. Egal ob Früchte oder Kräuter. Ob gekauft oder selbst getrocknet. Alles dabei. Im Winter koche ich Tee gerne gleich im großen Topf, schließlich möchten auch andere ab und an eine Tasse. Und auch die Thermoskanne steht befüllt neben dem Herd, damit ich auch zwischendurch eine Tasse erhalte. Ich habe ein eigenes Emailhäferl, in dem ich das Wasser koche.
Bei uns ist es üblich, dass unsere Kinder schon von klein an mithelfen dürfen und eigene Erfahrungen machen sollen. Meine Kinder wurden und werden immer in die laufende Arbeit mit eingebunden. Es gehört zu meinem Lebensmotto: Alles, was ich selber kann, kann mir niemand mehr wegnehmen. So durften meine Kinder von klein an alle möglichen technischen Gerätschaften erproben und ihnen wurden viele Arbeitsschritte erklärt. Auch wurden wir des Öfteren mit kulinarischen Überraschungen beglückt, die manchmal mit einem Butterbrot endeten. Und wenn auch nicht immer alles perfekt verlief, so waren alle Beteiligten im Nachhinein um eine Erfahrung reifer.
So geschehen an einem Nachmittag im Winter.
Meine Mutter war zu Besuch und hatte Kuchen mitgebracht. Wir saßen am Küchentisch und tauschten Neuigkeiten aus. Unsere mittlere Tochter – damals ca 6 oder 7 Jahre – wollte unbedingt für uns Tee kochen. Kein Problem. Schließlich wusste sie, wo die Gerätschaften zu finden waren.
Wir Erwachsenen unterhielten uns angeregt am Tisch weiter. Kurze Zeit später brachte die Tochter uns jeden eine Tasse Tee. Im “schönen” Häferl. Das Getränk war etwas blass, aber ich dachte, das liege an der Wahl der Teesorte.
Der erste Schluck. Schmeckte etwas fad. Nach warmem Abwaschwasser. „Welche Sorte hast du für den Tee verwendet?” – Früchte. Da müsste er doch eine angenehme Farbe haben? “Hast du den Teebeutel lange genug drin gelassen?”
“Warum drinnen lassen? Es heißt doch: Tee muss ziehen. Ich habe ihn durchgezogen.”
Auch heute – über 10 Jahre später – wird ihr diese Geschichte von den Geschwistern noch serviert, sobald ich frage, ob jemand Tee möchte.
© Karin Sieder 2021-04-25