von Hannes Zeisler
Mit Erschütterung und Traurigkeit lese und höre ich zu oft, dass Menschen, vor allem Kinder, ertrinken, weil sie nicht schwimmen können! Für mich als altem Pädagogen stellt sich schon die Frage, warum nicht mehr gegen dieses Defizit unternommen wird. Zunächst müssten alle Eltern interessiert sein, dass ihre Kinder schwimmen lernen, und von Seiten der Bildungspolitik sollten auch mehr Initiativen kommen.
Das einzig Positive an der Disco gegenüber unserem Haus war die Möglichkeit, dass meine Frau mit ihren Schülern das dort befindliche Bad benützen durfte und sie alle schwimmen lernten!
Ich hatte das Glück, dass sich einer der 15 Teiche des Stiftes Zwettl in der Nähe meines Heimatortes Rudmanns befand. Dort versuchte ich es als Neunjähriger so lange im hüfthohen Wasser, bis ich schwimmen konnte. Besonders die Zeit des Abfischens im Oktober – Stift Zwettl betreibt seit mehr als 700 Jahren Teichwirtschaft – war für uns Kinder spannend. Manchmal lauerten wir beim Abfluss des Zapfens auf kleine Fische, die durchschlüpften.
Als wir einmal ein kleines Boot auf dem Teich fanden, starteten wir einen Wettbewerb im Schlammtauchen: Mit den Nachbarsbuben tauchte ich in einige Meter Tiefe, um vom Grund Schlamm heraufzuholen. Es gelang nicht immer und endete für mich einmal mit einer heftigen Mittelohrentzündung, weil ich offensichtlich zu viel Wasser in das rechte Ohr bekommen hatte! Mein Bruder Sepp bekämpfte meine Schmerzen in guter Absicht mit einem in ein Handtuch eingewickelten heißen Ziegelstein. Es half leider nichts und es musste der Gemeindearzt geholt werden. Die schlimmen Folgen: ein Loch im Trommelfell, das erst fast im hohen Alter zugewachsen ist! Dieser Teich ist übrigens so groß, dass man bei normalem Schwimmen ca eine Dreiviertelstunde zum Überqueren braucht, wie es mein Bruder Sepp feststellen konnte!
Während der russischen Besatzungszeit suchten Soldaten auch gelegentlich Abkühlung im Rudmannser Teich. Mangels entsprechender Badeausrüstung sprangen sie, nur ausgestattet mit einer langen weißen Unterhose, vom Rechen in den Teich. Ein Bild für Götter, – so ist es mir in Erinnerung!
Beliebter war der Schönauer Teich (in der Nähe von Kleinschönau, daher der Name), weil sich dort ein Wäldchen befindet und man daher immer ein schattiges Plätzchen finden konnte. Da trafen wir oft auf nette Mädchen und es bestand die Möglichkeit zum Anbandeln! Einmal ergatterte ich ein Foto eines Mädchens aus Krems im Bikini und verwendete es in einer Unterrichtstsunde in der Lehrerbildungsanstalt als Beispiel für barocke Formen! Siehe gleichlautende Geschichte!
Heute sind an den Teichen kaum mehr Badegäste zu finden, weil es inzwischen genug andere Angebote zum Schwimmen und Abkühlen gibt. Die Fischzucht wird weiterhin betrieben und die Waldviertler Karpfen sind inzwischen eine bekannte und beliebte Speise geworden.
© Hannes Zeisler 2022-07-30