von Marie Falkner
Rieke schaut in ihr betrübtes Gesicht und nimmt sie in den Arm.
„Na komm, Inni. Das wird schon, ich helfe dir.“
Ines Kometentränen perlen über Riekes Rücken und lassen Reiscracker aus dem Mondboden sprießen. Scharf gewürzt und mit Algen behaftet werden sie von den Hasen am liebsten gemocht. Sie knabbern und reiben sich am herzhaften Gebäck.
„Danke, Rie. Ich… Hab‘ dich… Ich brauch‘ dich einfach.“
„Ich dich doch auch, Inni.“
Sie trocknet ihre Kometentränen in dem sie sie auf dem Boden verteilt. Beide winken den Mondhasen zu, die ihre Ohren zum Verabschieden und wahrscheinlich auch zum Dank (aber das wissen die Hasen selbst nicht) fluoreszieren lassen.
Die Treppe klirrt eisig kalt und die Tür zum Mond quietscht wie eine Horde bremsender Reifen auf der Sternenautobahn. Die Couch findet ihre beiden Frauen wieder und hüllt sie in ihr dunkelgrün ein.
„Irgendwie tut es mir auch echt leid. Der arme Mond. Das war schon scheiße von uns. Oh man, so ein Fuck…“, beginnt Ines, noch immer geknickt, doch Rieke fällt ihr ins Wort: „Komm Inni, lass gut sein. Kriegen wir schon hin. Und jetzt, andere Luft?“
„Oh ja!“, kommt von Ines strahlend und sie richtet sich blitzschnell auf.
Sie merkt, wie es sich mit scheinbar mehr Fingern als fünf an einer Hand besser bauen lässt und freut sich über die wahnsinnig ansehnliche Form ihres Bauprojekts in Form eines Joints.
Das Haschisch darin kommt der Würze einer guten Soyasauce in nichts nach und umnachtet die beiden Frauen, die, beschwert durch harte und langsame E-Gitarrenriffs, die aus den Boxen dröhnen, in der Flauschigkeit ihrer dunkelgrünen Liegeunterlage einschlafen.
Ines wacht kurz auf und betrachtet Rieke, deren schulterlange Haare nie wuschelig sind und selbst in anderem Licht ihre blonde Farbe nicht verlieren. Dazu große Augen und seltsam perfekt geformte Ohren, die ihr Gesicht wunderbar abrunden. Ines eigene Ohren haben etwas Kantigeres an sich. Sie denkt an Charlottes kleine und immer warme Ohren und muss kichern. Nach dem Bad im Fluss des ewigen Wasserlassens der bekifften Ewigkeit legt sie sich wieder auf die Couch und schläft neben Riekes weltallenem Glitzeratem ein.
© Marie Falkner 2022-09-21