Als das blau-rot, tobende Meer langsam von allen Seiten ĂĽber uns einbrach, dachten wir uns erst Mal nichts dabei. Ist in einer GroĂźstadt wie Wien ja nichts Besonderes.
Doch als das Heulen so laut wurde, dass die Sirenen den Manu ĂĽbertönten, verharrten wir fĂĽr einen Moment in Stille & lauschten. Unsere Köpfe reckten wir in alle Richtungen. Es war unmöglich festzustellen, wohin die Blaulichter wollten. “Dort, schau die kommen von Westen & wollen wohl zum Schwedenplatz” grĂĽbelte Manu. “Hmm, guck doch. Auf der anderen Seite der Donau ist dasselbe Chaos!“
“Vielleicht hat es ja etwas mit dem Feuerwerk von eben zu tun” spekulierte ich, denn nur wenige Minuten zuvor hörten wir ein kleines Feuerwerk – es musste im 1. Bezirk gewesen sein, denn es hallte unbeschadet bis zu unserem gemĂĽtlichen Plätzchen am Wasser.
Massen von jungen Leuten, die den letzten lauen Herbstabend vor dem 2. bundesweiten Lockdown genieĂźen wollten waren an den Steinstiegen versammelt. Wir waren 2 davon, mit dem turbulenten Stadtleben im RĂĽcken & den sich spiegelnden buten Lichtern im Wasser.
Leicht verdutzt über die Idioten, welche mit den verfrühten Silvesterraketen wohl herumhantiert hatten, setzten wir unser Gespräch über die Uni fort. Schließlich musste sich doch jemand über die Profs beschweren, welche mit Zoom einfach nicht umgehen können. Aber irgendwie fanden wir nicht mehr ganz den Anschluss…
Langsam brach die Dämmerung über die Millionenstadt ein & uns zog es förmlich zum Geschehen. Wenn die ganze Stadt im Blaulicht versinkt, müssen 2 junge Jus-Studenten dem doch auf den Weg gehen! “Was kann da bloß passiert sein?” hallte es mir immer wieder durch den Kopf. Corona-Kontrollmaßnahmen welche einer Diktatur gleichten oder doch die Raketen-Theorie, vielleicht wurden Passanten getroffen? Aber warum war kein Ende ersichtlich?
Die flackernden blauen Lichter vor uns (& um uns herum) verschwammen in der zunehmenden Dunkelheit allmählich zu einem einzigen blauen Lichtermeer. Es gab mehrere Hotspots. Nichts ergab mehr einen Sinn. “War das Feuerwerk leicht auf beiden Seiten der Donau?” fragte mich Manu, ja wir verharrten auf jener Theorie. “Ich weiß nur noch, dass ich mehrere Knaller hörte und etwas später nochmal. Aber hätten wir nicht irgendetwas von diesem Spektakel sehen müssen?” Wir drehten uns im Kreis, sowohl geistig als auch im wahrsten Sinne des Wortes, denn die sonst so viel befahrenen Straßen wurden zunehmend von Polizisten abgeriegelt.
Als wir die Kreuzung ĂĽberqueren wollten, kam uns ein Radfahrer zuvor. Blitzschnell zĂĽckte der schwerbewaffnete Polizist seine Pistole! Der arme Zivilist kippte vor Schrecken beinahe von seinem Rad & auch wir blieben abrupt stehen. “Sind Sie wahnsinnig?! Keinen Meter weiter – umdrehen, sofort!” brĂĽllte der schwerbewaffnete Beamte.
Die Lage war ernst, ernster als gedacht.
Und wenn es kein Feuerwerk gewesen ist, sondern SchĂĽsse – viele SchĂĽsse?
© xoxo_your_future_lawyer 2021-02-28