von Petra Stoppacher
Ich legte mich nieder und da war es wieder … das Pochen in meinem Hals, bis zur Gurgel ging es hinauf. Ich kannte Herzklopfen, aber so heftig hatte ich es bisher noch nie erlebt, dass mir die Pumpe ging. Ich dachte an die Küche, fest dachte ich an sie, das nächste Zimmer hinter der Wand.
Wenn ich zuletzt hier einmal eifersüchtig gewesen war, sei es ob eines geteilten Interesses, das an mir vorübergegangen war – dem Gaumen und seinen Freuden, dieses Interesses, zum Beispiel – hatte ich in der Küche Schutz und Gewohnheit auf mich wirken lassen. Ich war ein seltsames Wesen irgendwo zwischen Abenteurerin und Heimchen, und als solche fühlte ich mich unwohl, wenn ich innerlich erkennen musste, dass das nicht alles ausfüllt. Was tut man? Man versteift sich in sein Rollenbild, als würde der bloße Fakt damit verschwinden, dass man es übertrieb.
Nach fünf langen Minuten war das Herzklopfen nicht abgeklungen und ich stand auf und ging tatsächlich in die Küche. Sie war lichtdurchflutet wie so oft und ich wischte kurz über die Oberflächen, um ihrem guten, freundlichen Aussehen zu frönen.
Wohin mit mir? Lange verharrte ich, wollte in den Erdboden verschwinden. Wie klein machte ich mich selbst mit diesen diffusen Ängsten vor dem Verlieren, und was für einen Elefanten aus einer Mücke machte ich da.
Da begann die Küche mit mir zu sprechen. „Du hast mich kalt gelassen“, sprach sie und ich dachte mir: „Ja, ich lasse alle kalt, natürlich.“ Sie natürlich meinte bloß die Temperatur, welche über den ganzen Vormittag und Mittag in ihr vorgeherrscht hatte. Niemand hatte auch nur einen Finger hier gerührt, hörte ich sie schier zetern, die arme.
Die Einsamkeit kroch herein und ich war traurig darüber, kein Geschirr zum Wegräumen angebraucht zu haben, das mich abgelenkt hatte. Ich dachte überhaupt, ich wäre ein teuflisch böses Geschöpf, aus der Sicht der Küche und vielleicht auch als Gastgeberin.
Wer sonst seilte sich ab… wenn der Besuch sich einmal hier blicken ließ, schon? Das war besonders und ich selbst liebte es doch normalerweise, die Gastgeberin zu mimen. Wie fern kann man durch eine Beziehung dieser Rolle werden, und ist das nicht dumm?
Jene Gedanken kreisten und ich begann ebenfalls im Kreis zu gehen. Noch vor Monaten hatte ich mich in dieser Küche gerne wie ein Kreisel bewegt, zur Musik, die mir lustige Bekanntschaften geflüstert hatten.
Es war Teufels Küche, und nun war der Teufel sein eigener Teufel. Das musste wohl so kommen. Simpler konnte ich nicht mehr denken, als mich selbst ein bisschen zu belächeln, und es half mir, wieder in meine Spur zu kommen. So ging ich den beiden Vagabunden, die aus des Teufels Küche schon früher sich abgeseilt hatten, nach, als es später am Tag wurde. Auch ohne Ansprüche beiderseits ist es doch schön, Gäste zu haben.
© Petra Stoppacher 2022-03-08