von Karalyse
Das Leben ist ein Loop. Ein Kreislauf, der sich immer und immer wieder wiederholt. Somit wird das Leben als ein Solches kalkulierbar und planbar. Vorhersehbar.
Dadurch habe ich wiederum gelernt, dass ich niemanden mich und meine Emotionen anvertrauen darf. Das ist nämlich zwangsläufig damit verbunden, dass ich emotional abhängig oder verletzt werde. Am Ende des Tages ist es die gleiche Injektion des Giftes, das ich mir in meine eigenen Adern spritze. Und manchmal halte ich den Fremdkörper länger oder weniger lang aus.
Ich bleibe also jeden mehr als eine Armlänge entfernt, gebe meine Wahrnehmungen und Gedanken nicht kund, welche ohnehin gesamtgesellschaftlich nicht verstanden werden. Ich rede mit niemandem, geschweige treffe ich mit jemandem. Das Risiko, das mich jemand aus meiner Reserve und meinem persönlichen inneren Zuhause lockt, ist einfach zu groß. Blindlings gehe ich durch meinen Alltag. Absolviere meinen Nebenjob und versuche in meinem Studium weiterzukommen und mich irgendwie zu bilden. Dabei bin ich maskiert und setze die Maske auf, die die gesamte Gesellschaft sehen will. Eine glückliche heranwachsende Lady, die eigentlich einen Freund verdient hätte, diesen aber nicht hat, und scheinbar mit allen Aufgaben des alltäglichen Lebens zurechtkommt. Dass das alles nur eine Rolle ist, die ich hier spiele, bemerkt keiner. Und ich finde es gut. Niemand soll nur den Anschein einer Idee bekommen, was hinter meinen geschlossenen Türen passiert.
Aber manchmal … manchmal treffen mich Sätze und Wörter, die für mein inneres Leben einfach zu viel sind. Ich habe das Bedürfnis das anzusprechen und möchte mir am liebsten meine Lippen wie einen Reißverschluss dicht verschließen. Nichts was in mir drinnen ist, soll nur ansatzweise nach außen gelangen. Das sorgt nur für Chaos. Und das nicht nur für mich. Ich habe das schon zweimal erlebt – verletzt oder emotional abhängig zu werden – ich habe nicht vor es ein drittes Mal zu erleben.
Und trotz all der Erfahrungen, die ich die letzten Jahre gemacht habe, stehe ich wieder da. Ich stehe einfach wieder da und zittere. Schütte nahezu mein Herz einer fremden Person aus. Ich sollte es aus all den Erfahrungen eigentlich besser wissen. Ich wollte doch auch eigentlich Abstand halten und hatte mir doch hochheilig selber geschworen nie wieder darüber mit einer Person zu reden. Ich weiß doch ganz genau, was es in mir drinnen ausrichtet. Es gibt mir das Gefühl nicht alleine zu sein.
Und du stehst hier gerade da und du entschuldigst dich und versuchst mich zu verstehen. Das alles macht meine Lage nicht besser, sondern eher schlechter. Unbewusst habe ich das Gefühl, dass ich dir mein ganzes Leben anvertrauen kann. Dass ich bei dir sicher bin. Die bittere Wahrheit ist aber, dass niemand von mir sicher ist, sobald man dieses Geheimnis von mir weiß. Das führt zwangsläufig zu einem Zusammensturz der alltäglich gewohnten Kommunikation. Und jetzt ist es meine Aufgabe diesen Zirkel zu durchbrechen, eine Abzweigung zu wählen und den Abstand zu wahren. Denn alle guten Dinge sind nicht 3.
© Karalyse 2024-06-27