von LucianX
Putten besteht aus drei Elementen. Die Puttlinie lesen. Den Putter korrekt ausrichten. Den Putt sauber ausführen. Ja und nein. Es sind in Wirklichkeit vier Elemente. Das Wichtigste ist die mentale Bereitschaft, den Putt entschlossen auszuführen. Element vier ist folglich die Psyche. Nur mental starke Spieler sind in der Lage, den Ball bei einem mühsam vorbereiteten Putt ins Loch zu befördern. Woran liegt das?
Ein Golfer erlebt beim Putten oft eine komplette Reizüberflutung. Genervte Flightpartner, die gerade das Loch Triple Bogey gespielt haben, wollen nur mehr weg vom Grün. Oder man liegt selbst als Einziger mit einem Putt zum Eagle und spürt den kollektiven Druck der anderen hinter sich. Selbst wenn man allein spielt und den für sich entscheidenden Bogey Putt versenken will, ist der selbst oktroyierte Druck groß.
Technisch gesehen ist ein Putt das Anvisieren eines geradlinig liegenden Punktes neben oder im Loch. Der Putt fällt durch die Ondulation des Grüns, die beim Puttlesen berechnet wurde. Zwei Löcher nach links zielen, ein Loch nach rechts, oder kerzengerade. Egal. Ein Putt ist ein wohldosierter Schlag zu einem genau definierten Ziel. Warum brauchen Pros im Schnitt 12 Putts weniger als Amateure auf einer einzigen Runde?
Es gibt viele Geheimnisse und Tricks. Der beste Hack ist der, den Putt von der gegenüberliegenden Seite anzusehen und im Geiste vom Loch zurückzuputten. Von dort erkennst Du viel besser das Break, die Länge und die Richtung, denn der Putt erscheint aus einer ganz anderen Perspektive.
Einer der großartigsten Golfer der Welt sagte einmal: „Du siehst von der anderen Seite Dinge, die Du niemals von vorne wahrnehmen kannst“. Nicht umsonst umkreisen die Caddies der besten Golfer das Grün und legen sich auch auf den Boden, um kleinste Nuancen wahrzunehmen.
Putte einmal als Übung das Loch verkehrt. Platziere einen zweiten Ball an der vorderen Lochkante und versuche Deinen Spielball zu treffen. Du wirst herausfinden, wieviel Break Du über- oder unterschätzt hast und dass Du vielleicht auch die Länge nicht richtig eingeschätzt hast. Diese neue Perspektive verbunden mit viel Übung kann große Auswirkungen auf Dein Spiel haben. Ein durchschnittlicher Golfer spart sich mit dieser Änderung seines Blickwinkels drei bis fünf Putts auf einer Runde. Try and you will buy it.
Zuletzt die mentale Vorbereitung. Nachdem Du die Puttlinie richtig gelesen hast, geht es um das Ausschalten aller störenden Elemente. Putte niemals unter Druck. Lass Dich nie unter Druck bringen. Mach Dein Vorbereitungsritual wie gewohnt. Sollte Dich jemand dabei aus der Contenance bringen, brich Deine Putt-Routine ab. Das ist dann der richtige Zeitpunkt für den Einsatz mentaler Tricks aus Kapitel 17. Erst wenn Du bereit bist, geht es weiter. Atme tief durch und fang nochmals an.
Es gibt niemals eine zweite Chance!
© LucianX 2022-09-27