von renate schiansky
Man sollte nicht im Februar Geburtstag haben. Man kann keine Gartenparty feiern, Events wie Kamelreiten oder Spaziergänge mit dem Wolf fallen aus Kältegründen ebenfalls flach, und zum Grillfest am See käme wohl auch niemand. Außer vielleicht Tante Aud aus Spitzbergen. Selbst derart gestraft, wollte ich meiner Tochter so ein Schicksal gerne ersparen, der errechnete Geburtstermin wäre auch Ende April gewesen … aber das Kind hatte es eilig und kam um ganze zwei Monate zu früh, also liegen unsere Geburtstage lediglich 9 Tage auseinander … und ein paar Jahre, ja, natürlich, aber das hält nicht vom gemeinsamen Feiern ab! Und zu unserem 65. (also ihr 15. und mein 50.) wollten wir uns doch etwas Besonderes gönnen!
Als ausgemachte Irland – Fans einigten wir uns sehr rasch auf ein verlängertes Wochenende in Dublin. Flüge sind mitten im Winter nicht teuer, und auch ein günstiges Hotel im Zentrum war schnell gefunden.
Freitag gleich nach der Arbeit flogen wir also los, landeten irgendwann gegen 22.oo Uhr und nahmen den Bus zum Hotel, schubsten die Rucksäcke schnell ins Zimmer und erkundigten uns an der Rezeption nach einer Futterstelle für hungrige Touristen. Der nette Guy an der Rezeption wiegte den Kopf, now that might prove a bit of a problem, meinte er, considerng the hour, aber da wäre noch dieses eine Pub ein paar Straßen weiter, das könnte mit etwas Glück noch geöffnet haben. Wir bedankten uns höflich, nahmen unsere Handtaschen unter die Arme und die Beine in die Hand und sausten los.
Das Pub sah nicht besonders einladend aus, aber der Hunger war groß, der Waiter freundlich, wir bestellten Guinness und juice und fragten nach etwas Essbarem. Der Kellner runzelte die Stirn. Now that might prove a bit of a problem, meinte er dann, considerng the hour; also die Küche wäre an sich schon geschlossen, aber er könnte uns noch Suppe anbieten. Vanessa und ich sahen einander verzweifelt an, runzelten die Stirn, seufzten dann, denn Alternativen hatten wir jetzt auch nicht grade viele, also nickten wir und meinten, soup wäre absolutely fine.
Was wir dann serviert bekamen, was allerdings tatsächlich abolutely fine! Große Schüsseln mit dampfender Suppe, darin köstliches Gemüse, Fleischstücke und Nudeln, dazu gab es leckeres Sodabrot, soviel wir wollten. Wir futterten, bis wir nicht mehr konnten und waren heilfroh, nicht früher gekommen und irgendwo anders eingekehrt zu sein. Satt und zufrieden verbrachten wir die Nacht, stärkten und am nächsten Morgen mit einem ausgiebigen irischen Frühstück und begannen, die winterliche Stadt zu erforschen. Wir besuchten Kilmainham Gaol und die Science Gallery am Trinity College ebenso wie das Writer’s Museum, das General Post Office und das Leprechaun Museum; die Dublinia und die Famine Exhibition und stellten fest, man kann, alles in allem, auch im Februar an seinem Geburtstag eine tolle Zeit haben!
© renate schiansky 2021-02-10