von Alika Ahrenholz
Ein Klopfen und danach kamen noch zwei weitere. Er öffnete die Tür des Himmelstores. Auf der Treppe stand ein Bambuskorb, wo ein kleines Kind drin lag, am Henkel des Korbes hing ein kleiner Zettel. Er bückte sich runter und las sich den Zettel durch: Dies ist deine Tochter – Lydia. Ich kann sie nicht großziehen, du musst es übernehmen – Morgana.
Und so fing meine Geschichte an. Seit 20 Jahren lebe ich bei Gabriel, meinem Vater oder auch wie andere ihn nennen „Chef des Himmels“ alias Oberengel. Sein Job ist es, über den Himmel zu herrschen und darauf zu achten, dass nichts falsch läuft. Dann wäre da noch mein Bruder Raphael, er ist mit seinen 22 Jahren der beste Kämpfer des Himmels und soll irgendwann, in ein paar Tausend Jahren, den Job meines Vaters übernehmen. Der Himmel ist langweilig, deswegen ist es umso besser, dass mein Onkel Luzifer der Teufel höchstpersönlich ist und ich als halb Teufel immer zwischen Himmel und Hölle entscheiden kann. Wesen, die entweder nur Teufel oder Engel sind, können nur im Himmel oder in der Hölle leben (alle können aber auf die Erde kommen). Mein Cousin, Enyo, wird irgendwann den Job meines Onkels übernehmen. Er ist ebenfalls der beste Krieger, aber nicht von den Engeln, sondern von den Teufeln. Tja, dann wäre da noch ich, Lydia – halb Engel und halb Teufel mit meinen pechschwarzen Haaren und himmelblauen Augen. Ich bin die Außenseiterin des Himmels, niemand sonst hier oben hat so pechschwarze Haare wie ich. Alle haben nur blonde oder hellblonde Haare mit himmelblauen Augen. Unten in der Hölle jedoch hat jeder schwarze bis pechschwarze Haare und blutrote Augen, dennoch falle ich in der Hölle nicht so auf wie im Himmel. Übrigens, falls ihr euch fragen solltet, warum ich nicht auffalle: In der Hölle hat niemand weinrote Teufelshaut (außer sie setzen ihre Kräfte ein), sondern meistens einen gebräunten Teint. Ich verstehe mich besser mit meinem Cousin und seinen Freunden als mit meinem Bruder und seinen Freunden. Enyo hat mich aufgenommen und stand mir immer zur Seite – das ist heute noch so.
© Alika Ahrenholz 2023-04-29