The Flamingo Hilton

Story

Jetzt holt mich die Geschichte ein. Nix Dramatisches. Ich war immer fasziniert von der Mafia. Wie die Typen den Spagat schaffen zwischen liebendem Familienoberhaupt & kaltblütigem Mörder.

Bei GLORIA hatten wir den Film „Bugsy Malone“. Total-Flop. Trotz Jodie Foster. Ein Musical mit nur Kindern als Gangster & Gangsterbräute. Persiflage auf die „Kosher Nostra“.

Und auf Servus TV sah ich die szenische Filmdoku „Virginia Hill“. Ich erfuhr, dass Virginias Spitzname „Flamingo“ der Grund dafür war, daß Bugsy Siegel, ihr damaliger Geliebter, das erste (Mafia)Hotel in Las Vegas nach seiner Mätresse The Flamingo Hilton benannt hatte.

Der Mafia-Hintergrund des Hotels war mir 1988 bekannt. Deshalb wählte ich es aus als „Absteige“ für mich und meine Freundin im Rollstuhl. Ich wollte mitten drin sein im Mafia-Sumpf. Das wär aber in Vegas eh überall möglich gewesen. Aber mir gefiel der riesige rosarote Flamingo.

Ich hatte in L.A. ein winziges Auto gemietet und war beeindruckt von der Air Condition, erkannte dann aber bald die Notwendigkeit dieses Luxus, vor allem auf der Höhe des Death Valley. Zwischen Straßenschildern, auf denen keine Straßeninfos waren sondern meistens der Hinweis „Rattle Snake Area“. Also Klapperschlangen-Wohngebiet. Das Gerät lief auf Hochtouren. Fast wäre unser Autole verreckt beim Erklimmen einer 2%-igen Steigung.

Wir schafften es bis Vegas. Rollten zum Flamingo-Eingang. Männer in Phatasie-Uniformen öffneten uns den Schlag bzw. die Schläge. Ich übergab mit aller Grandezza, die ich in meinem stark verschwitzten Zustand aufbrachte, unsere Plastiksackln. Sie trugen diese mit ebensolcher Grandezza in die Lobby, nahmen mir formvollendet den Autoschlüssel ab und parkten das Goggomobül in der Tiefgarage.

Wir waren also da. Im ersten Mafia-Hotel, eröffnet am 26.12.1946, 3545 Zimmer, über 8.000 qm Spielfläche. Bugsy Siegel (eigentlich Benjamin Hymen (!) Siegelbaum) erbaute es im Auftrag des Mobs, überzog zeitlich und budgetär alle Limits, so dass sie ihm ein Angebot machten, das er nicht ablehnen konnte. Sie erschossen ihn in seinem gemütlichen, klimatisierten Wohnzimmer in Beverly Hills anstatt ihn im heißen Nevada einzubetonieren.

Daraufhin flüchtete seine Geliebte Virginia, die beste Mafia-Matratze Amerikas. Eine etwas schlampige Übersetzung. Ihre eigene Original-Jobbeschreibung lautete: „I do the best blow jobs in the country.“ Sie floh nach Sun Valley, versteckte sich im Schnee. Zwischen Gary Cooper und Ernest Hemingway. Aber am besten gefiel ihr Hans Harrer, der Salzburger Skilehrer von der Zistel-Alm.

Wir verbrachten einige Tage im Flamingo. Meine Freundin war von den einarmigen Banditen kaum wegzukriegen, ich verkühlte mich bei einer Elvis Show, da ich der irrigen Annahme war, dass es da im Sommer heiß ist. Aber eben nicht abends, nicht in den Hotels. Konstante 18 Grad. Selten hab ich so gefroren wie in der Wüste von Nevada und weiß jetzt, warum man da auf jeden Fall Pelze braucht.

© 2020-09-08

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