The Mole and I – Highlights statt Downlocks

Andreas Trimmel

von Andreas Trimmel

Story

Jetzt ist es also passiert. Wieder. SCHON wieder. Zum 4. Mal. Oder schon zum noch-mehrten Mal? Was weiß ich, die Male verschwimmen ja, da kennst dich ja echt nimmer aus. Wo beginnt man zu zählen und wo hört man auf? Wann zählt man rauf? Und darf man auch wieder runterzählen? „3 – 2 – 1 – Vorbei!“ Ja, das wär’s.

Hmm. Wie oft hat man mich schon zu einem Down gelockt? Und warum hab’ ich mich locken lassen? Lieber wär’ mir ja ein High statt eines Downs, dazu ließ’ ich mich bei weitem lieber locken, das wär’ echt sehr verlockend. Vielmehr müsste man mich da erst gar nicht locken – das tät’ ich auch ungelockt. Wobei – irgendwie hab’ ich ja grad ein High. Und das kann mir niemand downlocken und wegsperren. Da kann das Virus noch so renitent und resistent sein, das lass’ ich mir nicht nehmen.

Ein Problem hab’ ich allerdings schon mit dem Lockdown: Ich sorg’ mich um meinen Maulwurf. Den, der mein Haus unterwandert. Der is’ ja auch im Lockdown. Unterm Haus, Downtown im Lockdown – oder Lockdown in Downtown. Und jetzt, wo’s draußen kalt ist, die Erde gefriert und er nicht raus darf … Der hat’s richtig frisch und kühl, the Mole – ein Molekül im Bau gewissermaßen.

Gut, notwendige Besorgungen für das tägliche Leben darf er machen. Kurz raus, zum Komposthaufen spazieren und sich dort mit einer Ration frischer Larven, Käfer und anderer Insekten eindecken, das darf er. Solange er eine Maske trägt während er auf dem Kompost herumspaziert, das Regenwürmer-Sortiment durchwühlt und einige in sein Körbchen packt, wohlgemerkt. Nicht, dass er die Spitzmaus oder den Igel ansteckt. Ich frag’ mich nur: Wo befestigt der Maulwurf seine Maske? Ohrmuscheln hat er ja keine. Ob die an seinen Barthaaren hält?

Raus zum Sport darf er auch, der Maulwurf. Also 20 Runden um den Maulwurfshügel sind drin. Auch ein Maulwurfhügelslalom. Oder ein Parcour-Lauf durch den Garten, A Free-Running Mole quasi: Im quadrupeligen Sprint über die Wiese – Rondat und Flick-Flack inklusive – , mit einem Sprung aufs Hochbeet und anschließendem Backflip rüber auf den Apfelbaum, wie Tarzan oder King Louie von Ast zu Ast geschwungen und nach einer Riesenfelge kurz im Handstand durchgeschnauft, bevor’s nach einem Doppelsalto mit zwei Schrauben wieder runter ins Gras und nach einer Hechtrolle durch das Loch des Maulwurfshügels wieder runter in den Bau geht. Ja, das darf er, der Maulwurf, das tut ihm gut.

Was ist noch erlaubt? Ach ja, Behördenwege. Ich kenn’ ja die Bauvorschriften downtown nicht. Aber wenn er dazubaut der Maulwurf, dann wird er sich das wohl genehmigen lassen müssen. Und vermutlich auch, wenn er das „da“ streicht und nur zubaut, also einen Gang verschließt. In beiden Fällen darf er wohl raus und sich ungestraft zum Bau-Amt bewegen. Allerdings wohl nur nachts. Denn unter Tags bleibt er meist untertags, des high lights wegen, sonnenbedingt.

Wird echt Zeit, dass wir uns wieder mal zum philosophischen Duett treffen. Und über Highlights statt Downlocks sinnieren. The Mole and I, samt Mule an der Mole.

© Andreas Trimmel 2021-11-22