The Show Must Go On

bluewhale

von bluewhale

Story

The show must go on… Leider hat mein Leben kein Seil, mit dem ich den Vorhang fallen lassen und in eine fünfzehn minütige Pause übergehen kann. Auch, wenn sich das Leben manchmal wie ein schlechtes Theaterstück anfühlt, kann dieses Stück nicht einfach nochmals überarbeitet und neu aufgeführt werden. Im wahren Leben passieren Dinge, welche irreversibel und deshalb unveränderbar sind.

Wäre mein aktuelles Leben ein Theaterstück, würde es unter dem Genre “Tragödie” zu finden sein. Ein Akt folgt dem Nächsten und die aufbauende Dramaturgie nimmt kein Ende. Während die Hauptdarstellerin keinen Atem mehr hat, langweilt sich das Publikum wegen des endlos langen Stücks. Kann bitte jemand den Regisseur/die Regisseurin anrufen, damit das Stück bald zu Ende ist und die Tragödie ein Happy End hat?

Worum handelt eigentlich das Stück?Ich stand schon damals in der Schule immens unter einem Leistungsdruck. Dieser Leistungsdruck hat nichts mit den Noten oder den Lehrer:innen zu tun – er vermittelt mir immerzu, dass alle anderen alles besser machen und meine Leistungen nicht ausreichend sind. Tja, dieser Leistungsdruck hilft einem nicht gerade beim Schreiben einer Masterarbeit. Trotz laufend gutem Feedback und eingeleitetem Endspurt, nagt jeder kleiner Verbesserungsvorschlag an meinem Selbstvertrauen. Zusätzlich bekam ich die einmalige Chance die Ergebnisse meiner Arbeit in einem Doktorratsseminar vorzustellen. Du fühlst es wahrscheinlich sogar selbst in deinen Arterien, wie mein Puls beim bloßen Gedanken in die Höhe schnellte. 5 Wochen hatte ich von dieser Nachricht, bis zu meiner Präsentation. Zu diesem Zeitpunkt waren meine Daten zwar schon erhoben, aber die Ergebnisse noch lange nicht ausgearbeitet.

Obwohl sich hier schon eine gewisse Dramaturgie aufbaut, hat all dies nichts mit der in einer Tragödie klassisch eintretenden Katastrophe zu tun. Die Katastrophe trat ein, als meine beste Freundin mir mitteilte, dass sie aufgrund ihrer Kopfschmerzen ins Krankenhaus gefahren ist und die Ärzte dabei, mithilfe einer Computertomographie, einen 2-3 cm großen Fleck entdeckt haben. Natürlich waren trotz Leistungsdruck und Anspannung die Präsentation und die Masterarbeit plötzlich Nebensache. Meine neue selbsternannte Aufgabe bestand darin, meine beste Freundin so gut es geht zu unterstützen. Da aufgrund von Corona nur eingeschränkt Besuche im Krankenhaus erlaubt waren, hatte ich nicht mal die Möglichkeit ihr vor Ort Kraft für die OP zu geben. Aus diesem Grund bestanden meine Tage daraus, lustige Nachrichten und Sprachnachrichten zu verschicken, um sie auf andere Gedanken zu bringen. Sobald das bekannte “DuDüp” meines IPhones erklang, verschwand mein Masterarbeits-Fokus und meine gesamte Aufmerksamkeit galt nur ihr.

Obwohl der Tumor nun entfernt ist, ist das Stück noch nicht zu Ende – es beginnt erst. Stell dir nun mal vor, wie es wäre, wenn das Stück aus ihrer Perspektive erzählt werden würde…

2. Akt:

© bluewhale 2022-01-30

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