The Sound of Music, Reloaded

Reinhard Auer

von Reinhard Auer

Story

Normalerweise bin ich die Sound of Music-Tour immer gerne gefahren, als Guide. Es ist dies eine richtig nette Rundfahrt in Stadt und Land Salzburg, ab Mirabellplatz, zu den SchauplĂ€tzen des Drehs des Hollywood-Films. Alle, die diese Tour buchen, haben den Film schon xmal gesehen, praktisch jede Weihnachten, das gehört zum Festtagsprogramm von buchstĂ€blich Milliarden Menschen in Australien, China, Indien, den USA, gottweißwo sonst noch – so wie bei uns der „Mundl“ und „Dinner for One“ zu Silvester. Salzburg und seine herrliche Umgebung wirken auf sie, kleine geschichtliche EinfĂŒhrung, jede Menge Anekdoten, Insider-SchmĂ€hs ĂŒber die Verfilmung, bunt und nett, glĂ€nzende Augen, ein Gruppenerlebnis mit WohlfĂŒhlklasse.

Aber diesmal ist die Geschichte von Anfang an schwierig: eine chinesische Familie hat eine Privattour im Kleinbus gebucht, Hotel Sacher, uff, die verstehen kaum Englisch. Ich bemĂŒhe mich sehr, steigere den Einsatz mit HĂ€nden und FĂŒĂŸen, aber nichts hilft: Der Vater zieht sofort das Handy aus der Tasche, und beginnt, Emails zu schreiben. Die beiden Damen (Schwestern, SchwĂ€gerinnen?) ignorieren mich ebenfalls, unterhalten sich ohne Pause miteinander auf Chinesisch. Die vier Kinder teilen sich zwei Tablets, spielen irgendwelche Ego-Shooter, kein entferntestes Interesse an meinen AusfĂŒhrungen


In Leopoldskron, beim Blick auf das Schloss ĂŒber den Weiher, da wachen sie etwas auf, sie wollen auch etliche Fotos machen, Selfies, Gruppenbilder, offensichtlich gefĂ€llt ihnen meine Lederhose


Aber dann wieder nichts, alles wie vorher, kein Funken Aufmerksamkeit.

Bumm, denk ich, das wird noch eine harte, lange Tour, und Verzweiflung beginnt aufzukeimen: schließlich mĂŒssen wir ja noch nach Hellbrunn, zum Sound-of-Music-Pavillon, dann nach St. Gilgen und Mondsee, zurĂŒck ĂŒber die Autobahn: so ist der Tourplan, noch drei harte Stunden.

In meiner Not denk ich mir: jetzt tust du ihnen die CD rein, dann haben sie wenigstens Musik und ich red nicht so viel umsonst.

Und da geschieht das Wunder: die ersten KlĂ€nge des Soundtrack heben an, the hills are alive with the sound of music, und die Menschen in meinem Kleinbus sind wie verzaubert. Die Kinder singen mit – aber Wort fĂŒr Wort, und das bei jeder Nummer, in fantastischem Englisch! Die Eltern beginnen, beim Fenster hinauszuschauen und die herrliche Umgebung zu genießen. Beste Stimmung – gewonnen!

Drei Mal haben wir die CD auf dieser Tour gehört, alle waren begeistert, sogar eine super Bewertung hab ich noch auf dem TripAdvisor gekriegt.

© Reinhard Auer 2019-11-13

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