von Lucy Gebhardt
Die Schreie verloren sich in der großen Halle. Senioren starrten geschockt auf das Schwimmbecken, Rettungsschwimmer waren wie erstarrt und Eltern versuchten ihre kleinen Kinder zu beruhigen. Doch das brachte nichts. Sie schrien einfach weiter. Panik war bereits ausgebrochen, denn viele Menschen rannten umher, manch andere wollten einfach nur noch verschwinden und doch mussten wir alle hierbleiben. Wir durften nicht gehen. Meine Freundin weinte hysterisch neben mir und hielt sich die Hände vor den Mund, um nicht komplett in Panik zu geraten, auch wenn es dafür schon längst zu spät war. Mein geschockter Blick betrachtete zuerst die ganzen Menschen und dann schließlich das Wasser. Der metallische Geruch war sehr unangenehm und brannte leicht in der Nase. Die drückende Luft in diesem Hallenbad bereitete mir starke Kopfschmerzen, was die Schreie nicht gerade besser machten. Ich drückte meine beste Freundin fest an mich und drehte sie dabei so, dass sie das Blut in dem Becken nicht sehen musste. Tränen bildeten sich in meinen Augen, doch ich konnte nicht anders. Ich konnte nicht von dem blutgetränkten Wasser wegsehen. Irgendetwas hielt mich tief im Inneren davon ab. Wie gebannt starrte ich darauf.
Ein paar Rettungsschwimmer kümmerten sich um die ganzen panischen Menschen, andere suchten den Badebereich ab. Denn niemand wusste, wo das Blut herkam. Es war einfach da. So plötzlich und schnell. Ich atmete tief durch und erkannte dann ein paar andere Freunde aus meiner Stufe, welche nur wenige Meter von uns entfernt standen. Sie blickten alle in eine andere Richtung. Ich lief mit meiner besten Freundin zusammen zu ihnen, wobei sie in meine Schulter weinte. Dort übergab ich sie an die anderen und entschuldigte mich kurz. Mein Blick musterte die ganzen Menschen. In einem unbeobachteten Moment verschwand ich schnell aus dem Badebereich. Ich schloss vorsichtig die Tür hinter mir und lehnte mich dann an die Wand. Die Tränen auf meinem Gesicht wischte ich schnell weg und meine Stimmung wurde sofort besser. Mein geschockter Blick verschwand und wurde stattdessen durch einen Glücklichen ersetzt. Kurzerhand machte ich mich auf den Weg zu den Duschen, wo noch das Wasser lief. Ich spürte eine enorme Erleichterung in mir aufkommen, als ich ihn noch sah. Sein lebloser Körper lag auf dem kalten Duschboden, schon fast komplett blutleer. Denn das war im Schwimmbecken. Ich begann zu lachen, als ich das Messer zur Seite legte und ihn betrachtete. Ein kleines Grinsen zuckte über mein Gesicht, als ich daran dachte, dass keiner bemerkt hatte, wie ich ihn leise im Schwimmbecken ertränkt und schließlich erstochen hatte.
Selbst Schuld.
© Lucy Gebhardt 2023-08-21