Georg Preuß, Leipzig, übergab Ausschnitte aus meinen Briefen an ihn an die Redaktion der Zeitschrift. Ich nahm zu Beiträgen aus seiner Feder Stellung (Nr. 30/86 3, S. 75 ff, 32/88 3, S. 68 ff). – Der Artikel „Von der Ausgangs- zur Zielschrift – Betrachtungen zu einigen Interferenzen“ ist sehr interessant. Mit manchen Fachausdrücken habe ich zwar Schwierigkeiten; mit Systemtheorie habe ich mich bisher nie beschäftigt. Was Sie zum Ausdruck bringen wollen, ist angekommen. Zu Beginn der stenografischen Ausbildung hörten wir des Öfteren den Vorwurf, wir würden falsch schreiben. Einige, auch ich, bekamen das Schreibwerkzeug richtig in die Hand gedrückt, was uns überhaupt nicht passte.
Noch ein Wort zum Übergang von den Stenoheften zum Block. Eigentlich haben wir in der Ausbildung relativ schnell Schnellschreiben durchgeführt, dazu den Stenoblock verwendet. Das ist vielen schwergefallen. Unser Wissen über die Zeichengrößen war noch nicht hundertprozentig gefestigt. Kommt es auf Schnelligkeit an, achtet man beim Schreiben automatisch aufs Mitkommen, weniger auf Größe und Verzerrung der Zeichen. Ihr Vorschlag in Ihrem Artikel „Einige praktische Schlussfolgerungen aus der Interferenzproblematik für das Lehren und Lernen von Stenografie“, Übungsreihen als Vorstufe des eigentlichen Stenografieerwerbs gestalten zu lassen und dies auch im weiteren Verlauf des Erlernens der Stenografie fortzuführen, ist sehr zu begrüßen. Für sehr entscheidend halte ich, dass Sie betonen, wie wichtig die präzise Ausführung aller Zeichen, die Beachtung feinster Unterschiede und Ähnlichkeiten ist. Das trifft auch für die Aneignung von Kürzungen der Hohen Praxis zu, womit ich mich seit einiger Zeit beschäftige. Bank-, Luft- oder Trockenschreiben ist mir auch nicht unbekannt. Wie stark wir das im Rahmen des Unterrichts angewandt haben, ist mir nicht mehr erinnerlich. Ich weiß genau, dass ich eine gewisse Zeit jedes mir bisher nicht bekannte Wort in Gedanken in Stenografie übertragen habe. Auch beim Übergang zur Redeschrift habe ich oft überlegt, wie ein Wort wohl geschrieben wird und es dabei in die Luft gemalt.
18.10.89 erweiterte GSM-Bezirksvorstandssitzung 9 Uhr Glauchau, HO-Gaststätte „Lindenhof“, Roter Salon, Dr.-Wilhelm-Külz-Str. 16. Ich hatte über längere Zeit Vorschläge zur Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit bei der Bezirksvorsitzenden eingebracht. Fürs leibliche Wohl war – auf GSM-Kosten – bestens gesorgt. Nachmittags hörte ich in der Zentralkaufstätte Steinpleis, Erich Honecker ist zurückgetreten.
© Annemarie Baumgarten 2024-06-08