von Anna Geier
Ich begab mich auf eine Reise in den Allgäu. Das Ziel war eine Gemeinschaft kennenzulernen, von der ich schon viel gehört hatte. Gemeinsam fuhr ich mit einer Freundin dorthin, deren Kinder schon lange in der Gemeinschaft leben.
Siedlungsleben, Gruppen, Gemeinschaftsleben,… sind mir nicht fremd, da ich auch in einer Siedlung lebe. Das was ich dort kennenlernen durfte, unterscheidet sich grundlegend von anderen Versionen des möglichen Lebens.
Ihr heiliger Fluss Lech kam mir sehr nahe durch die Wassermassen, die er heuer führt. Sehr beeindruckt war ich von der Altstadt Füssen, die ein Touristenmagnet ist. Eine Gemeinschaft, die sich ihre wirtschaftliche Basis und Selbständigkeit aufgebaut hat, alles teilt und zur Verfügung stellt, damit die Menschen dort ohne Druck leben können, konnte ich erleben. Ihr spirituelles Leben habe ich aus einem Buch und aus vielen Berichten kennengelernt. Zeremonien mit Didgeridoos, Trommeln, Feuer, Trance, Jahreszeitenfeste, ihr heiliger Berg “Säuling”, … zählen zu ihrem Repertoire. Sie ernähren sich nur biologisch und vegetarisch. Ein Teil des Gemüses stammt von ihren eigenen Feldern. In zahlreichen Häusern wird gemeinsam gekocht und gegessen. Diese Zentren werden auch gemeinsam verwaltet. Jeder übernimmt einen Teil der Arbeit, die anfällt. Häuser werden gekauft und renoviert, denn der Bedarf an Wohnraum steigt. Ihr Kinderreichtum hat mich sehr erstaunt. Die Gemeinschaft macht es möglich, denn die Mütter haben Unterstützung in der Kinderbetreuung und können somit ihrer Arbeit nachgehen, die sie sich selbst ausgesucht haben. Zur Zeit gibt es etwa 100 Kinder in jeder Altersstufe. Das Haupthaus befindet sich auf österreichischem Boden, daher unterrichten sie die Kinder auch privat. Kinderdienste, Kochdienste, Jugendtreff mit Erwachsenenbegleitung runden das Angebot harmonisch ab.
Einige Geschäfte und Bio-Lokale gehören dem Stamm. Eine Bio-Bäckerei, eine Bio-Eisproduktion und ein Pizzalieferservice runden ihr Angebot ab. Als ich dort war, wurde eine vegetarische Bio-Pizzeria eröffnet. Das liebevoll renovierte Lokal und das gute Essen haben mich überzeugt.
Alle Renovierungsarbeiten werden von den Mitgliedern der Gemeinschaft erledigt. Jeder bringt sich nach seinen Fähigkeiten ein. Sogar eine Ärztin, ein Heilerzentrum und eine Juristin gehören zur Gemeinschaft.
Auf dem Weg des Lebens zu sein, Schritt für Schritt aus dem System zu gehen, viel in und mit der Natur zu sein, damit die Seelen wachsen , das Bewusstsein sich mit den Spirits verbinden kann, das ist ihre Grundlage. Mit den Hopis fühlen sie sich sehr verbunden. Eine eigene Stammeskultur ist im Entstehen. Die Kinder sind ihr größter Schatz. Die Beziehungen werden offen gelebt, daher sind auch Dreierbeziehungen möglich. Ein sorgsamer Umgang miteinander macht vieles möglich. Probleme werden in gemeinschaftlichen Zusammenkünften besprochen. Ich hatte schon viel vom Stamm der Likatier gehört.
© Anna Geier 2021-08-11