von Annika Körner
„In dreams, we enter a world that’s entirely our own.“
Aus der „Harry Potter“-Reihe von J.K. Rowling
Ich saß auf einer weichen, bequemen Sitzbank, dem jungen Mann gegenüber. Er starrte mich intensiv an, wodurch ich mich unwohl fühlte. Er schien jedoch mein Unbehagen zu bemerken und blickte aus dem Fenster.
Das unangenehme Gefühl löste sich etwas und ich wurde sehr müde. Die stundenlange Reise durch den Wald hatte mich erschöpft. Was meine Eltern sich wohl dachten? Sie machten sich bestimmt Sorgen um mich. Keine Ahnung, wie lange ich schon weg war. Bald konnte ich meine Augen kaum noch offen halten und ich schlief ein.
Ich träume sehr gerne, ob es jetzt Tagträume oder Träume im Schlaf sind. Ich bin in meiner eigenen Welt und das gefällt mir, auch wenn es manchmal sehr merkwürdige Träume sind. So einen merkwürdigen Traum hatte ich nun.
Ich war immer noch in der Kutsche, aber der junge Mann war nicht bei mir. Ich blickte aus dem Fenster und sah, dass die Kutsche nicht mehr durch den Wald, sondern auf einem Feldweg fuhr. Auf den Feldern wuchsen Pflanzen, die bis auf ihre roten Blüten ganz schwarz waren.
Eine Mauer trennte das Feld von einem hohen Turm und die Kutsche fuhr durch einen Torbogen auf die andere Seite der Mauer. Dort war ein gepflasterter Boden. Es standen keine Häuser da und auch sonst gab es nichts, nur diesen hohen Turm.
Die Kutsche hielt vor dem Turm, die Türen der Kutsche öffneten sich und ich stieg aus. Als ich nochmal hinter mich blickte, war die Kutsche verschwunden.
Ich stand vor einer schwarzen Tür mit einem Türklopfer. Dieser hatte die Form eines Wolfskopfes, der mit seinem Maul einen großen Ring hielt. Der Türklopfer war ebenfalls ganz schwarz, allerdings hatte der Wolf rote Augen. Ich nahm den Ring und klopfte damit an die Tür. Sofort öffnete eine ältere Dame mit grauen Augen.
„Tilion, das Mädchen ist da!“, rief sie jemandem mit erstaunlich lauter Stimme zu, ohne ihren Blick von mir zu wenden. Ein Junge in meinem Alter erschien hinter ihr. Auch er hatte graue Augen, aber sie waren heller als die der älteren Dame. „Rarianda, würdest du mich bitte kurz mit ihr alleine lassen?“ Rarianda, wie sie anscheinend hieß, schaute ihn kritisch an, ging dann allerdings doch in den Raum zurück. Bevor ich allerdings darin irgendetwas erkennen konnte, trat Tilion in den Weg. Er lehnte sich gegen den Türrahmen und schaute mich an.
„Ich rate dir, von Xelionis wegzubleiben. Er ist nicht der, der er vorgibt zu sein“, sagte er mir schließlich. Es klang irgendwie, als würde er wollen, dass ich sicher war, was für ihn anscheinend hieß, nicht bei diesem Xelionis zu sein, wer auch immer dies war.
„Keine Sorge, ich halte mich von ihm fern. Jedenfalls sobald ich weiß, wer das ist“, versicherte ich ihm. „Gut“ war Tilions knappe Antwort und plötzlich verschwand alles.
Ich wachte in der Kutsche auf und fragte mich, ob dieser Traum ganz meiner Fantasie entsprungen war oder ob dieser Tilion in Träume anderer Leute konnte. Der junge Mann riss mich aus meinen Gedanken. „Gut, dass du aufgewacht bist. Wir sind gleich da. Ich bin übrigens Xelionis, und du?“
© Annika Körner 2023-09-03