TIROLER UND BEHM…

PETER MANDL

von PETER MANDL

Story

Mein marginal gestörtes Verhältnis zum Heiligen Land (Nord-) Tirol dürfte ja weitum bekannt sein. Dies, obwohl ich vor vielen Jahrzehnten eine ganz liebe Freundin in Innsbruck-Reichenau hatte.1971 nach Salzburg verschlagen, dachte ich daher nichts Schlechtes, als meine spätere Lieblingskollegin zu gegebenen Anlässen bisweilen“Tiroler und Behm, trau schau wem” murmelte. Bis ich draufkam, dass sie den Terminus “Behm” nur als Synonym für uns “Weana” strapazierte.

Die von mir im Lauf der Dienstjahre immer mehr geschätzte Dame fuhr im Krieg Heereslaster, spielte später beim SAK und im österreichischen Handball-Nationalteam und muss überhaupt das verkörpert haben, was die Salzburger eine “wüde Henn” nennen.

Wenn mir damals auch die Haare bis übers Gnack hingen, so wurde ich doch als Vorgesetzter, auch als eine Art roter Brückenkopf ins pechschwarze Salzburg versetzt und akzeptiert. Dessen ungeachtet, duzte mich die Inge schon bald, was ich mich angesichts des Altersunterschieds erst viel später traute. Es entwickelten sich bald gegenseitige Sympathie, gleiche Aversionen, gleiche Gspassettln gegenüber dem Herrn Direktor, sie vertraute mir sogar in allen Ehren ihre 16-jährige Tochter als Urlaubsbegleitung nach Albanien oder Teneriffa an (bitte nicht schmunzeln, da war wirklich nix, Herr P., der Vater, hätte mich durch die Wurschtmaschin‘. . .)

Später entdeckten wir noch die gemeinsame glückliche Liebe zum Backhendl, woraus sich eine perfekte Arbeitsteilung ergab: sie bestellte und zahlte, ich lief hinüber in die Steirische Weinstube und wir schlemmten oft schon vormittags, sehr zur Freude des gestrengen Chefs. Aber zurück nach Tirol:

1. Während unserer Bomben- Evakuierung 1945 ließ die freundliche Wirtin, Frau K., im Gasthof mitten in Mayrhofen meinen sieben Monate alten Bruder Walter verhungern und erfrieren.

2. Während meiner ausgedehnten Mountainbike-Touren hatte ich nirgends solche Unterkufts-probleme wie in Tirol. Ein Imster Bergbauer erklärte das einmal mitfühlend: weilsch an Weana Akzent hosch, weilsch a Radlfoara bisch und weilsch nur a Nocht bleiben willsch. No na, bei einer Radltour.

Einmal musste ich bis Mitternacht nach Innsbruck-Mariahilf strampeln, wo mir dann ein freundlicher chinesischer Bordellvater endlich Obdach gewährte, allerdings zum Luxustarif.

3., 2021, südafrikanische Mutation des Corona-Virus, eingeschleppt durch arme, golfende Tiroler Hoteliers, irrational geleugnet von Kammerchef bis Landeshauptmann. Berge rechts, Berge links, Berge vorn gehn halt ein bisserl auf Kosten des Horizonts.

4. Zu Tirols Ehrenrettung : 1969 war ich über zwei Wochen in Kitzbühel, bin mehrmals am Tag im Stil Toni Sailers, allerdings mit einem Fünftel seiner Geschwindigkeit, die Streif hinuntergestürzt (wörtlich) und habe fast täglich im legendären, längst verblichenen Speisehaus Hinterholzer die besten gekochten Kalbsstelzen meines Lebens schnabuliert.

© PETER MANDL 2021-02-09