von Anton Ofner
Es war mein zweiter Thailand-Urlaub, ein Trip zum River Kwai und zum Eriwan Nationalpark war geplant. Am Bahnhof von Kanchanaburi lernten wir dann ein Pärchen aus Australien kennen. Gemeinsam haben wir dann den Nationalpark mit seinen treppenförmigen Wasserfällen und den Bambuswäldern besucht. Schon auf der Bahnfahrt in uralten Waggons über noch ältere Brücken, die wahrscheinlich noch aus dem berühmten Film stammten, ginge es los.
Während der Fahrt zeigten sie uns Bilder von Tigern, die sie auch gestreichelt hatten in einer Tempelanlage unweit von hier. Sofort war mir klar, dort müssen wir auch hin.
Schon am nächsten Tag sind wir mit einem Taxi dorthin gefahren. Auf einem staubigen Parkplatz vor einem großen Tor mussten wir aussteigen. Hinter dem Tor betrachtet uns ein kleiner, aber stattlicher Hirsch eher gelangweilt. Nachdem wir Eintritt bezahlt hatten, ca. 1. – € durften wir auf das Gelände der Tempel-Klosteranlage. Ohne Führung oder Plan. Der einzige Hinweis war ein Holzpfeil mit der Aufschrift „ To the Tigers´´, dem wir folgten. Allerlei Tiere liefen um uns herum . Ziegen, Hirsche, Enten, Gänse und stattliche Pfaue.
Dann eine Art Steinbruch, über den wir nach unten gingen. Dann konnten wir sie das erste Mal sehen. Hinter einem Absperrband aus Plastik lagen 5 Tiger faul in der Sonne. Mittendrin ein Mönch auf einen Stab gestützt. Vor uns zwei Touristen, die gerade von ihm geleitet zu den Tigern gebracht wurden. Fasziniert konnten wir sehen, wie sie zu den Tieren hingeleitet werden und fotografiert wurden.
Danach waren wir an der Reihe. Mein Herz schlug wild, der Puls ging nach oben. Der Mönch, unschätzbaren Alters strahlt eine totale Ruhe aus, die mir Sicherheit vermittelt. Zuerst gingen wir zu einem allein liegenden Tiger. Riesige Pranken, ein enormer Kopf, ein wunderschönes Fell. Von hinten durften wir uns langsam nähern, uns hinknien und ihn berühren. Jeder der Tiger hatte ein massives Halsband umgebunden , ich dachte ok die sind ja eh angebunden. Dann ging es weiter zu zwei kleineren Exemplaren, vermutlich Weibchen. Fotos wurden gemacht, danach mussten wir wieder rausgehen.
Nachdem wir noch völlig fasziniert da standen, konnten wir sehen, wie der große Tiger plötzlich aufsteht und herum spaziert. Da wurde mir erst klar das die ja gar nicht angehängt sind. Jetzt wurde mir erst bewusst, wie gefährlich das eigentlich war.
Einige Monate später, das Erlebnis war noch immer tief in meinen Gedanken, gab es dann eine Doku im Fernsehen über dieses Kloster. Und das der Trick der Sanftheit dieser Tiere daran lag noch nie rohes Fleisch bekommen zu haben.
Ich war dann 3 Jahre später nochmal bei den Tigern. Doch leider war es dann schon Massentourismus, Absperrgitter, Souvenirs und hohe Preise. Und angeblich hat die Regierung kurz darauf beschlossen, das aus einer Not wegen Wilderei geborene Projekt zu beenden. Es war ein großes Glück, das vorher erleben zu dürfen.
„To The Tigers´´ war einfach ein ultimatives Erlebnis
© Anton Ofner 2020-09-28