von Valerie Vonroe
Eine davon Methode sich einen „reichen“ Mann zu angeln, und es gibt noch heute nahezu täglich Zeitzeuginnen in den Magazinen, war sich die Liste der reichsten Ă–sterreicher zu GemĂĽte zu fĂĽhren. Mia meinte damals, wir steigen bei der Nummer fĂĽnfzig ein – das reicht. Sie hat es auch durchgezogen und ist bei einem Möbelhersteller gelandet oder besser gesagt gestrandet. Er war asexuell, herrschsĂĽchtig und noch dazu eifersĂĽchtig. Mit einem minutiösen Vertrag war ihre Beziehung bis ins kleinste Detail geregelt. Nur die Highlighst angesprochen: Sie musste weiter ganz normal ihrem Job nachgehen, es sollte ja niemand glauben, dass sie wegen dem Geld bei ihm war. Danach allerdings musste sie sofort nach Hause kommen, Freundinnen treffen oder vielleicht gar einen anderen Mann – niet. Häuslichen Sex gab es natĂĽrlich auch keinen, dafĂĽr als Entschädigung 30.000,- Schilling pro Monat. Auf wienerisch gesagt ein Nasenrammel. Hans-Peter segnete relativ jung das Zeitliche, manchmal gibt es sowas wie Gerechtigkeit. Diese Freundin sah ich danach nie wieder.
Also so ein Nicht-Leben peilte ich sicher nicht an, eine andere Freundin überzeugte mich dann kurzzeitig von der Variante die Totesanzeigen zu durchforsten. Also nur die, wo die Frau gestorben war und das Internet bei der Namenseingabe ein Millionenvermögen hergab. Auch nicht das Gelbe vom Ei, aber mindestens waren die durch ihren Schmerz besser zu behandeln und dankbarer.
Und damals hatte ich sowas wie einen Zufallstreffer, das erste Begräbnis wo ich mich hineinschmuggelte als frühere Bekannte einer Freundin der Verstorbenen… Franz war nahezu in der Sekunde von mir fasziniert. Noch in der Kirche sagte er zu mir, sie hat Gott geschickt. Wie gesagt, es war mein erstes Mal und auch meine Motivation war nicht riesig groß. Träumte ich doch nach wie vor von einem tollen Mann und ganz viel Liebe, einfach so. Ich blickte damals verlegen zu Boden, was anderes ist mir echt nicht eingefallen, bis Franz vervollständigte – sie sind meiner Frau wie aus dem Gesicht geschnitten…
Beim anschließenden Leichenschmaus, also eigentlich war es ein Heringschmaus, das Lieblingsessen der Verblichenen – zog ich mit meiner Dezentheit alle Blicke auf mich. Outfittechnisch war ich natürlich erste Sahne, da musste man investieren wenn man was erreichen wollte. Ein schlichtes, schwarzes Etuikleid aus feinster Seide mit einem kleinen cremfärbigen Farbtupfer, mittelhohe Pumps und ganz wichtig einen Hut mit Schleier. Die restlichen Gäste, obwohl ja mindestens anzunehmender Weise begütert, waren einfach schwarz angezogen. Das hasste ich schon immer, bei einem Begräbnis einfach irgendeinen schwarzen Fetzen anzuziehen und zu glauben das reicht.
Als ich mich dezent wie mein ganzer Auftritt von Franz verabschiedete zog er mich zur Seite und bat mich innständig um ein Wiedersehen.
Gerne!
Der Notar begann mit seiner VerkĂĽndung: Sein gesamtes Vermögen, bekommt… warum musste ich mir das anhören – ICH!!!!!
© Valerie Vonroe 2020-10-01