von Juniper_Jakobi
Es sind die Schmerzen in meiner Brust, welche mich verzaubern. Die Welt still stehen und dein Gesicht vor meinem inneren Auge erscheinen lässt.
Es tut so weh. Ich kann nicht atmen. Mein Leben schwindet dahin.
Wie fühlt es sich an, nicht wichtig zu sein? Wie fühlt es sich an, jemanden so sehr zu lieben, dass man dessen promiskuitive Liebe erträgt?
Anfangs brauchte ich die ganze Nacht, um den Schmerz zu unterdrücken. Die Tränen zu weinen, um etwas, das ich niemals haben kann. Irgendwann waren es nur noch zehn Minuten im Bad. Wasser ins Gesicht und lächelnd in dein Bett. Heute sind es fünf Minuten. Weinend liege ich in deinen Armen, ohne dass du auch nur die leiseste Notiz davon nimmst.
Es ist keine Melancholie, keine Nostalgie. Es ist kein Liebeskummer. Es ist ein physischer Schmerz. Er verzehrt mich und verzerrt mein Leben. Ich habe solche Angst dich zu verlassen. Aber ich weiß mittlerweile, dass ich es tun muss. Um meiner selbst willen. Oder ich werde in einen Abgrund gezogen, aus dem mich nur der unsichtbare Mann, der mich nachts beim Träumen beobachtet, retten kann. Ich weiß, dass er mich über alles liebt. Ich würde für immer seine Nummer Eins bleiben.
Wer bin ich für dich? Eine Schwester? Ein Kissen? Ein süßes Kuscheltier?
Du bist nicht der Erste, der mich so behandelt. Ich kenne das Gefühl des Kleinhaltens und der Zurückweisung nur zu gut. Ich bin kein Opfer. Ich lasse es zu. Empfinde mich als Ersatzmensch. Denn die Menschen um mich herum machen mich dazu und ich lasse es geschehen.
Ich liebe dich so sehr. Tue ich das wirklich? Wird dieser Schmerz niemals vergehen? Gleichzeitig tut es mir weh, dich so zu sehen. Versunken und eingetrübt in deinem Schmerz. Ich würde ihn dir so gerne nehmen, aber wir wissen beide, dass das nicht geht. Denn ich bin Teil dieses Schmerzes, erhalte ihn irgendwie am Leben. So wie du meinen.
Auf meinem Rücken wirst du sitzen, wie ein Rucksack, der mir eigentlich zu schwer geworden ist. Aber ich kann ihn nicht absetzen, denn in ihm befindet sich alles, was mich am Leben hält. Manchmal ist das Gewicht so schwer zu tragen, dass es bis in mein Herz, meinen Bauch hineinzieht. Ein unangenehmer Schmerz mit dem Beigeschmack nach Hoffnungslosigkeit.
Nimm die Steine aus dem Rucksack. Einen nach dem anderen. Lass sie einfach hinter mir fallen, wie eine Spur aus Brotkrummen, denn ich will auch wieder nach Hause finden können. Nach und nach werfe ich den Ballast ab und hinterlasse damit auch immer ein Stück von mir selbst. Und so präge ich mir jeden Stein genau ein. Seine Kanten, seine Oberfläche, sein Gewicht, seinen Geruch und verschließe alles hinter einer Tür in meinem Kopf. Und so verlagern sich die Ebenen des Herzens in mein Gehirn. Um dort als Erinnerungen weiterzuleben und nicht in meinem Herzen zu sterben.
© Juniper_Jakobi 2025-06-18