Wann immer im Fernsehen Berichte über Meeresschildkröten gezeigt werden, die dem Meer nach einer unendlich langen Reise entsteigen, um ihre Eier abzulaichen, sieht man Tortuga Bay. Wenn die kleinen Schildkröten schließlich schlüpfen, werden sie zum Festmahl für Kormorane,Albatrosse,Möwen undFregattvögel – auch diese Filme wurden hier gedreht.
Auf dem langen Fußweg von Puerto Ayora aus begegnen wir Spottdrosseln, Kaktusfinken und Anis. Anis sind schwarze Vögel aus der Gattung der Kuckucke. Sie sehen eigentlich aus wie Amseln, haben aber einen dicken, prächtigen Papageienschnabel. Den brauchen sie , weil sie neben Insekten auch Ratten und Mäuse fressen.
Anis sind faszinierende Vögel: Sie leben äußerst sozial in Gruppen von etwa zehn oder mehr Vögeln zusammen. Als Gemeinschaftsbrüter legen mehrere Weibchen ihre Eier zusammen in ein Gemeinschaftsnest, das sie auch gemeinsam bebrüten.
Nach einem Marsch von zwei Kilometern Länge durch die Wälder um Puerto Ayora kommen wir am Galapagos Beach der Tortuga Bay an. Es ist Januar, da haben die Schildkröten erst einmal gelaicht, weshalb der hintere Teil des strahlend weißen Sandstrands nicht betreten werden darf.
Von der Tortuga Bay aus kann man nicht ins Wasser: Die Wellen sind zu stark und die rote Warnflagge ist gehisst. Selbst eine Meeresechse, die ein paar hundert Meter vor meinen Augen ins Wasser geht, hat Mühe, gegen die Wellen anzukämpfen. Aber etwa drei Kilometer weiter, hinter den unzähligen Meeresechsen, die sich im Schatten von Feigenbäumen ausruhen, ist eine weitere Bucht mit ruhigem Badewasser: die Tortuga Laguna.
Es ist mittlerweile heiß geworden. Trotz der kühlen Meeresbrise haben wir uns beim Strandlauf erhitzt. Die meisten von uns nehmen das Angebot an, hier an der Tortuga Laguna ins Wasser zu gehen. Ich bin eine der ersten, die hineinspringt. Das Wasser ist herrlich, bis ein paar Meter weiter links von mir etwas größeres Schwarzes schwimmt, eine Echse, wie ich vermute. Gut, dass sie so weit weg ist, denke ich. Da sticht rechts von mir plötzlich und mit voller Wucht ein Pelikan ins Wasser. Ich bin so erschrocken, dass ich gar nicht schaue, ob er etwas gefangen hat.
Wir hätten die etwa fünf Kilometer bis zu unserem Hotel auch zurücklaufen können, aber das warme Wetter stimmt uns träge. Daher nehmen wir das Angebot der Reiseleiterin an, uns einen Platz auf einem Motorboot zu mieten. Für zehn Dollar pro Person würde es uns zurück an den Hafen bringen.
Die Bootsfahrt hat es in sich. Mittlerweile hat das Wetter wieder zugezogen und der Seegang ist heftig. Mit Karacho braust das kleine Boot über die Wellen und klatscht unsanft an deren Enden wieder auf . Nach einer Viertelstunde kommen wir in Puerto Ayora an, wo wir auf kleine Beiboote umsteigen müssen, bevor wir am Hafen aussteigen können.
© Brigitte van Hattem 2021-03-04