Train of Destiny

Salomon Purkarthofer

von Salomon Purkarthofer

Story
Japan

1 Die Begegnung

 Auf dem Weg zur Arbeit. Beinahe beschĂ€mt es mich davon zu erzĂ€hlen. Es war, als bliebe die Zeit fĂŒr mich stehen. Wie in Zeitlupe bewegte sie ihren Kopf von links nach rechts. Ihre zusammengebundenen Haare schwangen dabei wie die Äste eines KirschblĂŒtenbaums im seichten Wind. Ihre Haut schien makellos und wirkte, statt dem sonst eher blassen Erscheinungsbild der Japanerinnen, etwas dunkler und natĂŒrlicher. An ihren Lippen haftete ein Farbton eines frischen Pfirsichs. Im Moment, als sie mit ihren mandelförmigen Augen in meine Richtung blickte, reflektierte die Sonne darin und ich verfing mich in ihnen. Ein so sattes Braun wollte ich noch nie in meinem Leben gesehen haben. Aus meinen Kopfhörern drang gerade das Lied Sukidakara von Yuika. Die Kabel verknoteten sich in meiner Hosentasche, die kĂŒrzere, rechte Seite zupfte ich mit der nĂ€chsten ruckartigen Bewegung unabsichtlich aus meinem Ohr. Ich befand mich in einem Zug, in welchem ich tagtĂ€glich zur Arbeitsstelle pendle und auch wieder zurĂŒck in mein bescheidenes Apartment fahre. Ich sitze nie, stehe und halte mich an einer der unzĂ€hligen Schlaufen fest und hier und da pufft mir jemand seinen Ellbogen in die Rippen. Es war eigentlich alles wie immer, bis zu diesem Zeitpunkt war ich gefangen in meiner eher tristen und langweiligen Welt.Ich schluckte nervös, sie wandte ihren Blick wieder von mir ab, ich meinte zuvor jedoch ein leichtes LĂ€cheln vernommen zu haben, im Nachhinein bin ich mir jedoch nicht mehr so sicher dabei. Zu sehr zog mich diese Frau in ihren Bann. Ich umschloss meine Aktentasche so fest, dass ich den Abdruck des Griffes in meiner HandflĂ€che spĂŒrte. Mit einem selbstsicheren RĂ€uspern tat ich einen Schritt nach vorne, bereit sie anzusprechen, auch wenn ich mir nicht im Geringsten im Klaren war, was ich von mir geben sollte. Dann verspĂŒrte ich einen Ruck, jemand stieß mir in den RĂŒcken, der Zug blieb stehen und als ich mich wieder aufgerappelt und auf meine, fĂŒr meinen Charakter eher schon bizarre, Aufgabe konzentrieren wollte, sie anzusprechen, war sie weg. Ich wirbelte herum, mit der lauen Hoffnung sie noch einmal zu sehen, aber vergebens. Sie war verschwunden.


© Salomon Purkarthofer 2025-04-25

Genres
Romane & ErzÀhlungen
Stimmung
Lighthearted
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