Das Flugbegleiterdasein. Immer noch gilt dieser Job als Traumberuf für so viele junge Mädchen wie Jungen. Es lohnt sich aber durchaus etwas näher hinzusehen, was es tatsächlich bedeutet, FlugbegleiterIn zu sein.
Bis heute verkrampft sich alles in mir, wenn ich das Wort Stewardess höre. Gleich, noch beim Bewerbungsprozess ziehen die Arbeitgeber eine Augenbraue hoch, wenn einer der Teilnehmenden dieses Wort in den Mund nimmt. Im Kurs dann immer die gleiche Floskel, sobald das Wort Stewardess fällt: Stewardess: stehen – warten – essen. Irgendwann traut man sich nicht mehr, dieses Wort auszusprechen und verwandelt sich stattdessen in eine von ihnen. Folglich werden die noch “unreifen” mit eben jenen Worten angefaucht, bis auch der Letzte es kapiert hat.
Angefangen mit einem rund zehnstündigen Assessment Center – also eine Art mehrstufiger Bewerbungsprozess. Das Ganze startet mit einem Allgemeinwissentest. Hier bleibt in der Regel nur noch die Hälfte zurück, der Rest scheidet aus. Schritt zwei – ein Rollenspiel. Hier werden brenzlige Situationen nachgestellt. Alles auf einmal. Baby schreit, Laptop geht nicht, Kopfschmerzen, lästiger Passagier nervt Mitreisende. Einfach versuchen eine Lösung anzubieten, dann wird das schon! Schritt drei, wer hier noch mit dabei ist, wird auseinander genommen. Ich konnte mir anhören, dass meine Frisur nicht gut sitzt und ich solle diese doch bitte vor der nächsten Runde richten. Hätte ich das nicht getan, so bin ich mir sicher – wär es das gewesen. Zum Abschluss kam ein Bewerbungsgespräch. Nach jeder Runde ließen sie uns gut zwei Stunden warten, um unsere Geduld zu testen. Ein paar schieden noch aus und schließlich hieß es: Herzlich Willkommen bei uns. Ihr müsst jetzt noch sämtliche Körperflüssigkeiten überprüfen lassen, damit wir sehen, ob ihr gesund seid. Ach übrigens, Haare umfärben ist auch noch wichtig – meine rote Farbe passt nicht so zur Uniform. Sicher nicht!
Die Ausbildung selbst war nochmal so hart. Jeden Tag 13 h unterwegs. Ständig lernen, Tolleys herumschleifen, nett lächeln – ich weiß nicht, wie oft ich ermahnt wurde, weil ich nicht genug gelächelt habe. Selbst bei der Abschlussprüfung hieß es, du hast nicht genug gelacht, warum? Freust du dich etwa nicht? Schwer vorstellbar, war aber so…
Unter anderem wurde unser Probeflugzeug von einer Spezialeinheit entführt und wir mit echt aussehenden Waffen bedroht. Nicht für jedermann geeignet, ein paar blieben aufgelöst in Tränen zurück. Wir mussten in einem zehn Meter tiefen Schwimmbecken schwimmen, eine Wasserlandung üben, Feuer löschen, Flugzeuge immer und immer wieder evakuieren und Gummirutsche rutschen. Am Schluss hieß es dann, nachdem ich meine rote Haarfarbe extra an die Uniform angepasst habe: Deine Haare sehen immer noch furchtbar aus. Okay. Dann habt mich gerne. Nach der Ausbildung bin ich noch ein paar Monate geflogen, dann hab ich gekündigt. Ich bleibe mir treu und werde mich nicht für einen Job aufgeben!
© Victoria F. Edlinger 2021-08-12