von Alexander Sichel
Ich versinke im Treibsand, Meter für Meter. Früher oder später zieht es uns alle nach unten. Wenn wir an unserem wunden Punkt getroffen sind, ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann wir uns auf dem Grund befinden.
Auf dem Boden der Sanduhr, eingesperrt im Trichter aus Glas und der Sand liegt schwer auf unseren Schultern und ist leicht entzündbar, wie schwarzes Pulver.
Wenn dann die Zeit und das Leben verrinnt, fallen wir noch tiefer und unser Herz tickt wie eine Bombe.
Und plötzlich befinden wir uns an dem Ort, an dem wir uns mit dem Unterbewussten verbinden und gemeinsam ins Verderben stürzen.
Und wenn die Tränen fließen, wird der Sand zu Schlamm und die Zeit trocknet Tränen und der Sand wird hart und wir stehen mit den Füßen auf festem Grund.
Das ist unser tiefster innerer Punkt, an dem wir mit der gesamten Menschheit verbunden sind, unser inneres Kind uns zu trösten beginnt und wir von Innen heraus anfangen zu heilen.
Wie Heilerde dient uns der Sand der Gezeiten. Auf dem wir errichten unsre Träume und Wünsche. Sehnsucht versetzt Berge, Schmerzen vernichten innere Ängste, auf die wir ein Leben lang verzichten wollten, doch nicht können, da niemand die Kraft hat, sie alleine zu stemmen.
Im Treibsand versinken, bedeutet zu fallen. Sich fallen zu lassen, um am Ende zu heilen. Macht das denn Sinn, wenn wir uns den Sand in den Augen und auf der geröteten Haut verreiben?
Vielleicht nicht gleich, aber im nächsten Moment. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Wer als Erster ankommen will, der muss rennen.
Mir tränen die Augen, nicht von den Schmerzen, auch nicht vom Sand, sondern vom Wind, der himmlischen Hand, die mich trägt, nachdem das Glas in tausend Teile explodiert ist und die Scherben sich schließlich neu sortieren.
Verlieren wir die Kraft uns oben zu halten, falten wir die Hände und schließen die Augen. Wir lassen uns sinken und der Sand nimmt uns die Luft zum Atmen und wir spüren des Sandmanns Kuss und ich versinke noch tiefer im Schlaf, neben dir. Alptraum vorbei. Die Zeiger auf vier.
© Alexander Sichel 2022-08-23