heute : die rettung – unser kind und caterina valente
meine wimpernĂŒbung bis zum heutigen tage und in allen regenbogenfarben : ich sitze an ausgetrockneten zugeschĂŒtteten kanĂ€len und schlieĂe die augen aber nicht ganz und alles verschwimmt und festigt sich zu neuen gesunden flĂŒssen ich höre die klimameldungen und die ukrainemeldungen und die sogenannten nachrichten der sogenannten österreichischen politiker zu allen diesen themen und schlieĂe die augen meiner wimpernĂŒbung und höre die amseln im grĂŒn singen und sehe im föhrenwald meine maria wie sie sich ĂŒber meine handflĂ€che beugt und die walderdbeere in meiner handflĂ€che riecht und diese erdbeere mit ihrem mund aus meiner handflĂ€che nimmt.
und wĂ€hrend ich auf dieser alten römerstrasse nahe udine vor schwĂ€che und staub zittere und vom zittern meine bilder verwackeln fĂŒhle ich trĂ€nen im gesicht die meine verwackelten bilder zum zerfliessen bringen.und ich denke im staub dass meine trĂ€nen nie von der trauer gekommen sind sondern vom hunger nach und vom durst nach und von der kĂ€lte der nĂ€chte von der angst von den Ă€ngsten wie meine trĂ€nen immer von Ă€ngsten gekommen sind.
ich sitze im strassenrand von pontebba im staub angelehnt an einen vergessenen leiterwagen und sehe mit geschlossenen nassen augen in die sonne und höre einen lastwagen der sich nĂ€hert und hinter dem lastwagen sehe ich einen lincoln und auf dem lastwagen einen lautsprecher und ich kann das schreien des sprechers nicht verstehen ich höre nur die namen valente und udine und rimini und ich lache laut weil ich denke das ist eine dieser tĂ€uschungen meiner wimpernĂŒbungen aber der lastwagen und der lincoln kommen nĂ€her und ich versuche aus dem staub hochzukommen und die verklebten augen zu öffnen und halte mich mit einer hand am leiterwagen fest und mit der anderen hand winke ich den lincoln und wĂ€hrend ich um mein leben winke und meine augen öffne sehe ich das das letzte bild meiner wimpernĂŒbung – unser erdachtes kind- maria und mein unter diesen weidenbĂ€umen erschaffenes kind dieses am fluss erdachtes kind welches ganz sicher-soviel weiĂ ich-ganz sicher eines tages aus den weidenkronen zu maria und zu mir in das gras geklettert ist
UM UNS ZU RETTEN
und ich denke dass ich das alles diesem kind erzĂ€hlen werde wie ich ĂŒberhaupt nur fĂŒr diejenigen erzĂ€hle oder schreibe die kind sind oder zumindest einmal in diesem leben fĂŒr einen augenblick kind waren oder entscheiden wieder kind zu sein fĂŒr dieses eine mal oder fĂŒr immer kind sein werden das alles denke ich nein beschliesse ich wĂ€hrend ich auf dieser lehmstrasse nahe udine stehe und dem lincoln continental zuwinke
der liebe wegen.
– ende-
die nachfolgeerzĂ€hlung â barbara lebt â sowie sĂ€mtliche gedichte und bilder :
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© johannes maximilian mueller 2022-03-27