von Michael Schaake
1962 mit 13 machte ich einen 10-stündigen Hobby-Kurs im Gitarre spielen bei den Pfadfindern. Schnell wandte ich mich von den deutschen Fahrten- und Wanderliedern ab und der neuen Beat- und Rockmusik aus England und den USA zu, dazu kam lateinamerikanisches, weil ich gerade Spanisch lernte. Den „Durchbruch“ schaffte ich mit meinem ewigen Idol Trini Lopez, der beides konnte, und seinem „If I had a Hammer“. Ich liebte das Lied, es war temperamentvoll, und ich brauchte dafür vier Akkorde, die Kameraden konnten nur drei, dann kamen auch schnell Barrégriffe, Picking und Lead-Guitar. Trini Lopez starb am 11. August 2020 im Alter von 83 Jahren an Corona. Ich hörte den ganzen Tag lang seine Musik.
Beat- und Rockmusik waren bei den Älteren unbeliebt, wurden als niveaulos und dekadent abgekanzelt. Hatte das auch was mit der Kanzel in der Kirche zu tun? Auf dem Sommerfest 1966 der Katholischen Gemeinde Herz Jesu in Düsseldorf-Urdenbach sang ich erst im Kirchenchor im Tenor und trat danach mit der brandneuen Beatband der Pfarrjugend auf. Der Kirchenvorstand und die ältere Generation erwarteten mit Spannung und etwas Distanz den Premieren-Auftritt. Ich sang und spielte mit der Band „Hang on Sloopy“ von den McCoys, da kommt nach dem letzten „come on, come on“ so ein relativ unkontrollierter Schrei. Und siehe da, Überraschung, auch das ältere Publikum war fasziniert bis begeistert.
Später lernte ich noch andere Saiteninstrumente wie Banjo, Ukulele, mexikanisches Guitarrón und andere, übte und spielte bei jeder Gelegenheit, gern vor Publikum in Kneipen, Hotels und auf Passagierschiffen. Und wieder etwas später erlahmte der Ehrgeiz, ich griff seltener zur Gitarre, die Fingerfertigkeit ließ mit der fehlenden Übung nach. Erst mit Anfang 60 legte ich animiert von meinem neun Jahre jüngeren Bruder Ulrich, inzwischen selbst Musiker, wieder los. Er hatte als Jugendlicher den singenden älteren Bruder mit Mikrofon und dem damals revolutionären Kassettenrecorder aufgenommen und schenkte mir zum Geburtstag eine Kopie auf CD „Miguel“ mit über 30 Jahre alten Aufnahmen, tolle Überraschung, hatte ich fast vergessen! In den folgenden Jahren spielten wir für uns und unsere neuen Fans vier CDs im „Home-Studio“ und live ein. Ulrich starb zu jung am 21. März 2016. Eine Woche vor seinem Tod konnte ich im Hospiz zum letzten Mal für ihn Gitarre spielen, er hat sich gefreut.
Die Gitarre ist für mich nicht nur Musik und ein Instrument, sie ist ein Teil von mir und meinem Leben.
© Michael Schaake 2020-09-04