Jahrzehnte lang ging in Salzburg ohne Alfred Winter kulturell nichts. Oder – wollen wir nicht übertreiben – fast nichts. 1970 gründete er eine alternative Kulturinitiative, die er vorausschauend Club 2000 nannte und aus der sich die Szene der Jugend, heute: SZENE, entwickelte. Ab 1978 war er Kulturmanager des Landes Salzburg, von 1988 bis 2011 unter dem etwas sperrigen Titel „Beauftragter für kulturelle Sonderprojekte“.
Mit dem Riecher eines Trüffelschweins förderte er Vergessenes und Unbeachtetes, Neues und Visionäres zu Tage. Er rief Staunen, Begeisterung und mitunter auch Widerstand hervor und blieb selbst als Beamter undomestizierbar, neugierig und großzügig.
Alfred Winter holte alternative Nobelpreisträger nach Salzburg, entdeckte den Philosophen Leopold Kohr („Small is beautiful!“) neu, initiierte die Schatzkammer Land Salzburg, den Verein TAURISKA und die Leopold-Kohr-Akademie. Über vielfältige Kultur- und Kunstprojekte, von denen er persönlich überzeugt war, für die aber kein Geld im offiziellen Subventionstopf war, schüttete er sein Füllhorn aus.
Wenn er sah, dass aus einem Projekt, das er finanziell und moralisch angeschubst hatte, ein Erfolgsprojekt wurde wie zum Beispiel der Teufelsgraben oder das Brechelbad in Seeham, hielt er mit seinem Überschwang nicht hinter dem Berg. „Eine wahre Schatzkammer Salzburgs, ein echtes Kleinod, das der Nachwelt dank Hans Steiner erhalten geblieben ist“, so hört man ihn noch heute schwärmen.
Networking war eine weitere Passion von Alfred Winter, und das bereits zu seinem Zeitpunkt, wo der Begriff noch nicht einmal angedacht, wo selbst das Wörtchen „angedacht“ noch nicht angedacht war. „Menschenverknüpfer“ nannte ihn der Friedensforscher und Anti-Atomkraftgegner Robert Jungk. Eine Bezeichnung, die den Nagel auf den Kopf trifft. Winter brachte Personen mit den unterschiedlichsten sozialen, ökologischen und kulturellen Anliegen zusammen, die einander sonst wahrscheinlich nie im Leben begegnet wären. So wie Hans Steiner und mich.
Ich kannte Alfred Winter bereits seit den Siebziger Jahren, als er als Reprotechniker in der Salzburger Druckerei arbeitete, die sich im selben Haus befand wie die Zeitung, für die ich schrieb. Immer wieder kreuzten sich unsere Wege, immer wieder gab es kulturelle Berührungspunkte. Als er jemand suchte, der die Öffentlichkeitsarbeit für das Brechelbad übernehmen sollte, rief er mich an. Ein Besuch auf dem Webersberg – und ich sagte zu, nichtsahnend, was da alles auf mich zukommen würde.
Es war der Beginn einer wunderbaren Zusammenarbeit.
© 2020-03-24